Lektion T61 – Kechari-Stimulierung und die Chakren-Leiter

Frage: Als meine Übungen mit den FYÜ-Techniken fortgeschrittener wurden, habe ich festgestellt, dass Kechari Mudra (das Hochlegen der Zunge in den Nasen-Rachen-Raum) sexuell stimulierend ist, und zwar so, dass ich Vergnügen daran fand, das nur deswegen zu tun. In einem Yoga-Buch las ich, dass diese Art von Stimulierung den spirituellen Fortschritt blockiert und uns zu niedrigeren Chakren zurück nach unten nehmen kann, zu einer niedrigeren Geburt im nächsten Leben usw. Da hieß es, dass der einzige Weg, einen Rückfall in die Unwissenheit zu vermeiden, das Gelangen zu den höheren Chakren, dem sechsten (Ajna) und dem siebten (Sahasrara) sei. Doch die Verbindung, die ich da bei Kechari zwischen Genitalien, Kehle, Zunge, Nasen-Rachen-Raum und Kopf spüre, scheint so natürlich und ekstatisch zu sein und ich möchte nicht damit aufhören. Ist dies falsch? Riskiere ich zu fallen?

Antwort: Dies ist eine sehr gute Erfahrung, die du da mit Kechari Mudra (vgl. Lektion 108) machst. Sie zeigt den natürlichen Anstieg der ekstatischen Leitfähigkeit in deinem Nervensystem an. Das ist eine »zweite Pubertät«. Diese wird sich langsam weiterentwickeln und sie wird zu einer ekstatisch viel glückseligeren und ausstrahlenderen Gegenwart in deinem Leben werden. Es verändert sich auch dahin, dass es viel weniger rein sexuell sein wird. Bist du zu dem gegenwärtigen Zustand aufgrund der Übung von tiefer Meditation, Wirbelsäulenatmung und anderen Übungen, die wir in diesen Lektionen abgedeckt haben, gelangt, dann gibt es da nichts, worüber du dich beunruhigen müsstest. Denn dann hast du ein Fundament aus innerer Stille und ekstatischer Leitfähigkeit gelegt, das im ganzen Körper stabil und bleibend ist und nicht kurzlebig und verengt auf einen bestimmten Teil der spirituellen Anatomie. Tatsächlich ist es unwahrscheinlich, dass die Art ekstatischer Verbindung, die du beschreibst, ohne die Integration von effektiven Yoga-Übungen, die du gut eingerichtet hast und täglich praktizierst, erreicht werden kann. In diesem Sinne ist deine Erfahrung selbstvalidierend und progressiv.

Das ist ein natürlicher Aspekt der tantrisch sexuellen Entwicklung, bei der sexuelle Essenzen und das Funktionieren im allgemeinen Prozess der Reinigung und Öffnung höher gehen. Favorisiere bei deinem weiteren Voranschreiten nur immer die Tantra-Prinzipien, wie wir sie in den Lektionen vorgestellt haben. Auf diese Situation eines stark stimulierenden Kechari-Mudra ist die Erhaltung und Kultivierung sexueller Energie genauso anwendbar, wie auf jede andere Form der sexuellen Aktivität, in der wir entsprechend unserer persönlichen Neigungen tätig werden. Denke im Fall der Kechari-Übung daran, wenn nötig Selbstabstimmung anzuwenden, so, dass du nicht zu viel des Guten machst.

Die Yoga-Schriften, die du erwähnst, nehmen Bezug auf den klassischen Erleuchtungsansatz der »Chakren-Leiter«. Die Kultivierung der inneren Stille transzendiert diesen Ansatz jedoch. Die Leiter ist dann nicht mehr anwendbar. Vielleicht war sie das auch nie. Bei der Erleuchtung geht es nicht darum, bestimmte Chakra-Ebenen zu erreichen. Es geht um die Kultivierung von innerer Stille. Erreicht man das, sorgen die Chakren für sich selbst. Dieselbe Erfahrung machen wir, wenn die ekstatische Leitfähigkeit auf natürliche Weise ansteigt. Unter diesen Umständen gibt es keinerlei ekstatische Übung auf irgendeiner Ebene, die uns zurückwerfen könnte. Viele Lehren, die auf den Chakren basieren, berücksichtigen das Ansteigen der inneren Stille überhaupt nicht. Sie übersehen die Rolle der Meditation in dem gesamten Prozess. Da ihnen das fehlt, besteht die Tendenz, die spirituelle Entwicklung in eine Hierarchie umzuformen, einer Leiter mit Stufen die Chakren hinauf, die der Aspirant eine Stufe nach der anderen erklimmen und dabei genau darauf achten muss, die inneren Mechanismen jeder einzelnen Stufe zu kontrollieren. Das ist vergleichbar mit dem Fahren eines Autos, während man mit dem Kopf unter der Motorhaube steckt und versucht, ständig alle Funktionsteile zu überwachen. Das stellt sich der Verstand zwar gerne so vor, doch das ist ein falsches Modell, das nichts mit der Wirklichkeit der menschlichen spirituellen Transformation zu tun hat und auch keinen signifikanten Fortschritt hervorbringen wird.

Für alle, die meditieren, werden alle Erfindungen des Verstandes von den Wirkungen der aufkommenden inneren Stille überschrieben. Dies ist etwas Gutes, besonders, wenn wir durch die exotischen Reiche der Sexualität und der ekstatischen Erweckung des ganzen Körpers navigieren. Am Ende ist alles, was übrig ist, bleibende innere Stille, ekstatische Glückseligkeit und ausfließende göttliche Liebe. Dann erkennt man das ganze Leben als Stille im Handeln.

Nur etwas Gedankennahrung.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nächstes Seminar

Newsletter – Lektionen ins Postfach

Bücher des FYÜ-Verlags

Archive

Kategorien

Aktuelle Videos

Wird geladen...