Lektion 216 – F&A – Kundalini-Stöße und Selbstabstimmung in den Übungen
Frage: Danke, dass du dein Wissen und deine Einsichten weitergibst. Ich hatte letzte Nacht ein Erlebnis, das mich etwas beunruhigt. Als ich noch schlief, fühlte ich etwas wie Elektrizität durch meinen Körper strömen, vom Kopf zur Wurzel. Es waren da Schmerz und Wundsein, auch ein Pochen. Es verstärkte sich, als ich entspannte und mich dem unterwarf. Nach ungefähr zwei Minuten (was sich anfühlte, als würden große Mengen Energiestöße durch mich gehen) erwachte ich. Ich bemerkte, dass nur ungefähr zwei Stunden vergangen waren, seit ich zu Bett gegangen war, doch fühlte ich mich wach und völlig ausgeruht.
Ich fühlte mich auch schwindelig und begann für einige Minuten zu kichern. Dann legte ich mich noch mal schlafen und fühlte mich heute die meiste Zeit müde und benommen. Ich mache 10 Minuten Pranayama mit Sambhavi und Mulabandha, dann 20 Minuten AYÄM-Meditation. Sambhavi und Mulabandha habe ich vor ungefähr einer Woche hinzugenommen. Ich habe meine Übungen an dem Abend, als das geschah, nicht vor dem Einschlafen gemacht.
Gehe ich zu schnell vor? Ich bin nur wegen der Schmerzen beunruhigt. Diese „schmerzhafte Elektrizität“ habe ich im letzten Monat oder so zweimal erlebt und das erschöpft mich für den Rest des Tages. Sonst fühle ich mich großartig und die Übungen bringen mir sehr viel. Der Schmerz ist erträglich, doch frage ich mich, ob das ein Hinweis darauf ist, dass ich an meinen Übungen etwas verändern soll. Und was genau sind diese elektrischen Empfindungen? Das führt dazu, dass ich danach unkontrolliert lache. Gib mir bitte einen Rat.
Danke dir fürs Zuhören. Du erweist den Menschen auf der Suche nach einer wahren Spiritualität einen großen Dienst.
Antwort: Danke, dass zu schreibst und dich mitteilst.
Es ist ganz sicher, dass da irgendetwas im Gange ist. Das Gefühl von Elektrizität ist Energie, die Reibung in noch nicht ganz gereinigten Nerven erzeugt. Auch der Schwindel stammt daher, genauso wie die Erschöpfung später. Es ist ein bisschen zu viel, was während dieser kurzen Episoden zusammenkommt – eine klassische Kundalini-Überlastung, obwohl sie klein und kurzlebig ist.
Das ist sicherlich keine Erfahrung, die wir gern ständig mit uns haben wollen, auch wenn sie die angenehmen kurzzeitigen Nachspiele mit sich bringt. Was wir wollen, ist eine sanfte und angenehme langfristige Nachwirkung, und das immer. Vielleicht solltest du alles etwas leichter gestalten, bis die Dinge für ungefähr einen Monat eine Stetigkeit erreicht haben. Die Wirbelsäulenatmung hat im Allgemeinen eine stabilisierende Wirkung auf die inneren Energien, wenn man sie nicht übermäßig anwendet. Dasselbe gilt für die tiefe Meditation. Wenn du diese in deinem Fall von 10 bzw. 20 Minuten auf 5 bzw. 15 Minuten zurücknimmst, sollte das eine angemessene Erleichterung bringen. Es sollte in Ordnung sein, Mulabandha und Sambhavi bei der so verkürzten Wirbelsäulenatmung beizubehalten. Versuche es damit für einen Monat und sieh, ob die Stöße in der Häufigkeit abnehmen. Ist dies nicht der Fall, dann ziehe in Betracht, noch ein wenig mehr zu reduzieren oder zumindest nichts bedeutend auszuweiten, bis du ein Niveau der stabilen Eingewöhnung erreicht hast, mit dem du zufrieden bist.
Stelle sicher, dass du dir genügend Zeit für die Ruhephase nimmst, wenn du aus deinen sitzenden Übungen herauskommst. Sorge auch dafür, dass du nach den Übungen während des Tages und am Abend richtig aktiv bist, d. h. körperlich, mental, sozial – über die Wochen und Monate eine gute Mischung aus diesen allen. Geben wir dem, was wir in den Übungen gewinnen, mit richtigen Aktivitäten kein Gerüst, kann sich das manchmal einfach so in den Schlaf einschleichen. Beim Prozess der Reinigung und Stabilisierung innerer Stille und ekstatischer Energien spielt das Aktivsein eine wichtige Rolle.
Auch eine leichte Asana-Reihe vor den sitzenden Übungen kann bei der Stabilisierung helfen, desgleichen eine Diät, die weder zu leicht noch zu schwer ist. Mäßigung ist in allen Lebensaspekten wertvoll – Yoga macht dabei keine Ausnahme.
Nur vor einer Sache möchte ich warnen: mit mehr neuen sitzenden Übungen weiter vorwärts zu drängen, bevor du den nötigen Ausgleich und die Geschmeidigkeit gefunden hast, die für dein Nervensystem genau richtig sind. Das ist allein deine Aufgabe. Eine gute Selbstabstimmung ist eine Kunst – der Ausgleich der Reinigungs-Geschwindigkeit mit einer Stabilität im täglichen Leben, und dazu gehört auch der Schlaf. Ich würde vorschlagen, dass du versuchst, zumindest für ein oder zwei Monate eine befriedigende Ausgeglichenheit zu erreichen, bevor du zur nächsten Stufe weitergehst.
Abgesehen von dieser elektrischen Unausgeglichenheit sieht es aus, als ob das mit dem Yoga bei dir sehr gut anschlägt.
Ich denke, dass du in der Lage sein solltest, die Dinge wieder einzurenken, wenn du die obigen Hinweise berücksichtigst. Das hängt von dir ab. Setze dein bestes Urteilsvermögen ein und mit ein wenig Versuch und Irrtum bekommst du ein Gefühl für den Prozess deiner eigenen Entfaltung. Dann kann dich nichts davon abhalten, deine Bahn gefahrlos und behütet in Richtung auf dein Ziel nach vorne zu brechen. Das hat Ähnlichkeit mit dem Beherrschenlernen eines schnellen Autos. Nur kann es hier zu einer verzögerten Reaktion kommen, wenn wir unseren Fuß auf das Gaspedal setzen oder ihn wieder wegnehmen. Behalte das beim Vorwärtsgehen im Auge und nimm entsprechende Anpassungen vor.
Es ist mir eine Ehre, dir ein wenig zu helfen und ich wünsche dir allen Erfolg auf dem von dir gewählten spirituellen Pfad.
Der Guru ist in dir.
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