Lektion 334 – Advaita (Nicht-Dualität), freier Wille und Karma

Frage 1: Diese Frage ist mir gestern mitten in meiner Asana-Praxis gekommen. Ich bemühe mich sehr, mich nicht nach Antworten zu sehnen, doch ich komme immer wieder darauf zurück, weil ich denke, es könnte ein Schlüssel zu einer Öffnung sein …

»Wer ist das, der entscheidet?«

Es ist leicht für mich, schnell zur Antwort zu springen, die lautet: »Es ist die stille Bewusstheit, die entscheidet.« … doch ist das wirklich der Fall? Vielleicht ist das so, wenn ich mich nicht mit »mir selbst« oder »meinem Ego« identifiziere und ich in dieser bleibenden inneren Stille verweile … doch das ist definitiv noch nicht 24 Stunden sieben Tage die Woche für mich der Fall. Deshalb meine Frage zu den Zeiten, in denen ich NICHT fühle, dass ich der stille Zeuge bin. Ich nehme an, dass es mein Ego ist, das dann die Entscheidungen trifft, richtig? Gut, ich bin da nicht so sicher. Für mich stellt sich wieder die Frage nach dem freien Willen und ob er wirklich existiert und bis zu welchem Grad.

Ich bin der Meinung (ich nenne es Meinung, obwohl es sich in Wirklichkeit um ein Wissen handelt, das man nicht beweisen kann), dass Gott alles kontrolliert, dass es da einen göttlichen Plan für die Menschheit GIBT und wir alle sozusagen unsere Schicksale erfüllen. Doch wir alle haben die Möglichkeiten und Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und über die Ausrichtung unseres Lebens zu entscheiden. Ich erkenne, dass das sehr wahrscheinlich darauf hinweist, dass Zeit nicht linear ist oder dass es sie in Wirklichkeit überhaupt nicht gibt und dass Gott jede einzelne unserer Handlungen kennt, bevor wir sie durchführen. Ist das dann also wirklich freier Wille? Ja, wir können das tun, was wir wollen, doch was wir wollen und wollen werden, ist Gott bereits bekannt. Deshalb gibt es in Wirklichkeit keine Entscheidungen, die wir treffen können, weil sie bereits von dir (als Gott) entschieden worden sind. Bedeutet das, dass wir uns zurücklehnen und das Leben an uns vorbeifließen lassen? Ist es nutzlos zu versuchen, für uns ein Schicksal unserer eigenen Wahl zu schaffen? Wird Gottes Plan einfach das, was wir für uns wählen, ersetzen? Haben wir überhaupt irgendeine Wahlfreiheit? Ist jede Entscheidung für uns bereits getroffen? Haben wir überhaupt eine wirkliche Kontrolle über unsere Leben oder DENKEN wir nur, wir hätten sie? Ist es völlig zwecklos, zu versuchen, irgendetwas zu entscheiden, wenn wir nicht im Zustand des stillen Zeugen verweilen? Werden solche Entscheidungen nur Barrieren auf dem Weg zu Gott bilden? Entschuldigung für die Menge an Fragen … danke für deine Rückmeldung, wie immer sie aussehen mag.

Antwort 1: Wahlfreiheit ist lediglich relativ. Sie ist abhängig von unserem Bewusstseinszustand und von unserem Standpunkt.

Leben wir vor allem ein Leben außerhalb der Stille (nicht-beziehungsvoll), treffen wir all unsere Entscheidungen und leben mit den Konsequenzen (Karma). Das sind unsere Entscheidungen, weil wir uns selbst als materielle Wesen betrachten. Unsere Wirklichkeit wird durch unseren Bewusstseinszustand definiert, nicht von einer äußeren Kraft, auch nicht von Gott.

Leben wir zunehmend in der Stille (beziehungsvoll), treffen wir unsere Entscheidungen genauso wie zuvor, nur vereinigen sie sich allmählich mit dem göttlichen Fluss und werden zu Stille im Handeln. Es gibt da auch Karma, das sich aber mit dem durch uns kommenden göttlichen Fluss vereinigt.

Wenn wir zu einem reinen Advaitin geworden sind, so dass wir die Nicht-Dualität des Lebens vollkommen verinnerlicht haben, dann finden Entscheidungen im äußeren Feld unseres SELBST immer noch statt. In dieser Situation werden Handlungen, Karma und sogar Gott als etwas für uns Äußerliches wahrgenommen. Der Advaitin betrachtet all diese Manifestationen als Fassade, eine Illusion. In der kann man sich zwar völlig leidenschaftlich engagieren. Das spielt sich aber alles vor dem unmanifestierten SELBST ab. Das ist ein Paradox. Ist das einmal soweit, ist das Treffen von Entscheidungen kein wichtiger Bestandteil des Lebens mehr. Den Advaitin interessiert das nicht. Das Leben fließt und es kommt immer wieder zu Entscheidungen, doch diese werden transzendiert, weil er bzw. sie selbst transzendiert ist.

Es ist also nicht so, dass Entscheidungen jemals außerhalb unserer Reichweite sein werden. Wir selbst sind es, die sich schließlich in das Feld jenseits von Entscheidungen entwickeln!

Wir können dieses Spiel nicht aus dem Blickpunkt eines Bewusstseinszustands spielen, in dem wir uns noch nicht befinden. Mit anderen Worten: Wenn wir noch außerhalb der Stille operieren, ist es nicht nützlich, den Blickwinkel eines Advaitin einzunehmen oder uns als zunehmende Stille im Handeln, die beziehungsvoll auftritt, zu betrachten. Das Beste für uns ist, wenn wir ehrlich damit umgehen, wo wir sind, und von dort aus operieren. Sobald wir in unserem Geist eine andere als unsere gegenwärtige Realität projizieren, befinden wir uns nirgends (außerhalb von unserem »Jetzt«), und da beginnen die Schwierigkeiten.

Deshalb ist es viel besser, vollständig das Leben zu leben, das wir vor uns haben, und gewissenhaft unsere Übungen auszuführen, um damit stetig zu höheren Stufen des Bewusstseins zu gelangen. Wir werden auf dem Wege Entscheidungen treffen, selbst wenn unsere Entscheidung eine aktive Hingabe an den göttlichen Fluss ist, der durch uns fließt, um uns schließlich für die Nicht-Dualität zu entscheiden, in der die Entscheidungen als außerhalb unserer wesentlichen Natur, der ewigen Stille, erscheinen.

Erreichen wir den Advaita (nicht-dualen) Zustand als eine andauernde direkte Erfahrung in unserem Leben, erkennen wir, dass alles im Leben automatisch geschieht und wir die ewige Bewusstheit (Leere) dahinter sind. Doch dies kann man sich nicht vorstellen. Jene, die dies versuchen und das in Gedanken ausleben, befinden sich in einem nicht verbundenen Zustand, der schlimmer ist, als der der »unerleuchteten« Person, die eine ehrliche Anstrengung macht, sich auf jede mögliche Weise vorwärts zu bewegen.

Ich rate dazu, bewusst dort zu sein, wo man sich befindet, die besten Entscheidungen zu treffen, die man für eine Verbesserung machen kann, und sich auf jeden Fall an der Fahrt zu erfreuen!

Frage 2: Wenn ich also richtig verstehe, was du sagst, dann bestätigst du, was ich über den »Entscheider« sage: dass dieser je nach dem, in welcher geistigen Verfassung wir uns befinden (ob wir entweder im Zeugen bleiben oder durch das Ego in die äußere Welt blicken) verschieden ist? Ist der eine beziehungsvoll und der andere nicht-beziehungsvoll? Und wenn man im Zeugen verharrt, erkennt man die Entscheidungen als das, was sie sind, der natürliche Fluss der Existenz und wenn wir das Leben durch das Ego betrachten, erkennen wir »uns« als die Kontrolle ausübend, was in Wirklichkeit eine völlige Illusion ist?

Kann also ein »reiner Advaitin« eine Entscheidung treffen, die ein negatives Karma erzeugt (auch wenn wir alle wissen, dass sie das sehr wahrscheinlich nicht tun würden)?

Antwort 2: Bewusstheit, die sich identifiziert hat (das Ego), ist an dem Punkt, an dem es auftritt, keine Illusion. Es ist ein Zustand des Bewusstseins. Es ist so real wie das, was wir im Augenblick wahrnehmen. Wenn das das ist, was wir zu einem bestimmten Zeitpunkt sind, denke ich nicht, dass es weise ist, es als eine »Illusion« zu bezeichnen. Wir können nur von dort aus das Spiel spielen, wo wir uns befinden. Leugnen wir, wo wir uns befinden, haben wir nichts, mit dem wir arbeiten können und werden geneigt sein, in dieser Denkart gefesselt zu bleiben.

Letztendlich ist das alles eine Illusion, doch was an Gutem ergibt sich daraus, wenn man das zu einer Grundeinstellung seines Lebens macht? Ohne die Dämmerung des Zeugen führt dies nur zu einer geistigen Lähmung, weil man das mit dem Verstand nicht auflösen kann. Das kann man nur in der Stille auflösen. Effektive Selbst-Analyse tanzt diese Kante entlang.

Kann ein verwirklichter Advaitin negatives Karma erzeugen? Er oder sie würde gar nicht zwischen positiv und negativ unterscheiden und würde auch nicht behaupten, dass er irgendetwas erschafft. Die stehen auf dem Standpunkt, dass das gesamte Universum in ihm bzw. ihr abläuft. Dieser Standpunkt ist für jeden außer einem anderen verwirklichten Advaitin völlig verwirrend. Man muss Einer sein, umEinen zu erkennen.

Glücklicherweise wirken Yama und Niyama (Verbote und Gebote) in der großen Illusion des Universums je nach Gegenwärtigsein des Zeugen. Und das schließt natürlich auch verwirklichte Advaitine mit ein.

Frage 3: Ja, das macht sehr viel Sinn. Ich habe aber in Wirklichkeit gar nicht gemeint, dass das »Ego eine Illusion ist«. Ich wollte also nicht fragen, ob »das Ego eine Illusion« ist, sondern mehr, ob die »Kontrolle« eine Illusion ist. Besitzen wir überhaupt IRGENDEINE Kontrolle über irgendetwas? Auch wenn wir KEINE »reine Advaitin« sind, wie du das nennst, sind die Entscheidungen, die wir von unserem identifizierenden Bewusstsein aus treffen, nicht nur eine Illusion von Kontrolle, unabhängig davon, wie wir das »erleben«? Sind die Entscheidungen, die wir treffen, nicht nur unsere Einbildung, dass »wir« die Entscheidungen treffen (ob wir das »wissen« oder nicht)? Können irgendwelche Entscheidungen »gut« oder »schlecht« sein? Und wenn das nicht der Fall sein kann, ist dann nicht die Idee, dass man eine Entscheidung trifft, selbst schon eine Illusion? Alles ist einfach nur?

Ist es nicht ein Weg das zu »durchschauen«, wenn man sich nur diese Illusion bewusst macht? Von der obigen Perspektive aus gibt es nichts, was wir tun können, um uns von dieser Illusion zu befreien, außer unsere Übungen. Ich weiß nicht, ob ich dem beipflichten kann. Ich lege nicht nahe, dass man sich irgendetwas zu einer Grundeinstellung im Leben macht, sondern nur, dass man die Realität von Dingen hinterfragt, die man oft als »real« ansieht.

Entschuldige, meine Worte kommunizieren wieder nicht das, was ich fragen will. Ich meinte nicht: »Kann ein verwirklichter Advaitin negatives Karma erzeugen“, ich meinte: „Kann die Entscheidung eines verwirklichten Advaitin negatives Karma erzeugen?« Oder willst du sagen, dass keine Folge davon negativ sein kann?

Antwort 3: Wenn eine Analyse in die »Illusion« hinein eine Ausweitung des Bewusstseins fördert (mehr Frieden und Glück im Leben), dann ist dies in der Stille (beziehungsvoll). Wird dies zu einer mentalen Proklamation, dass das Leben eine Illusion ist und nur das, dann wird das nicht in der Stille sein (nicht-beziehungsvoll) und zu Elend im Leben führen. Das ist der feine Unterschied und wir müssen alle selbst herausfinden, wo er sich befindet.

Der verwirklichte Advaitin klassifiziert Karma nicht als entweder positiv oder negativ; er sieht überhaupt kein Karma. Alle Handlungen und Entscheidungen werden wie ein Traum als instinktives spielerisches Geschehen innerhalb unseres Bewusstseinsfeldes erkannt. Wendest du all diese Fragen auf einen Traumzustand an, ist das eine ziemlich gute Analogie für die Sichtweise, die ein Advaitin auf das Leben hat. Dies impliziert, dass der Advaitin nicht einer jener Leute ist, die von ihren Träumen besessen sind. Denn das würde sich widersprechen!

Andererseits könnte sich jemand  anders Gedanken darüber machen, was ein Advaitin anstellen müsste, um einen »negativen« karmischen Effekt zu erzielen, wie z.B. das Drängen von Anfängern in eine verfrühte (nicht-beziehungsvolle) Selbst-Analyse, die nur zu viel Elend führt; oder wenn er einen Hund mit dem Fuß tritt; was auch immer … Doch der Advaitin würde die Konsequenzen seines Handelns gar nicht in Betracht ziehen. Sie handeln ganz einfach instinktiv. Es ist die natürliche Anwesenheit von Yama und Niyama im Erleuchteten, was ihre Handlungen leitet, und sie machen sich darüber gar keine Gedanken. Sie machen da nicht länger einen Unterschied wie der Rest von uns. Dies ist ein Leben eines leidenschaftslosen Ausfließens von göttlicher Liebe. Natürlich verstehen wir den wirklichen Zustand eines Advaitin wahrscheinlich nicht. Sie „fallen“ in der Tat von Zeit zu Zeit, abhängig davon, wie stark das Fundament der inneren Stille in ihnen gelegt ist. Es gibt da so etwas wie eine intellektuell hergeleitete Erleuchtung, die ständig aufrecht erhalten werden muss. Dem steht die Erleuchtung, die von innerer Stille (dem Zeugen) durchdrungen ist, gegenüber. Der Letztere ist ein viel verlässlicherer Advaitin als der Erstere. Der eine muss ständig gepflegt werden, der andere ist einfach. So kann sich die Frage ergeben, welchem Advaitin man trauen kann. So genau können wir das aber nicht wissen. Das Gute dabei ist aber, dass es der Guru in dir weiß …

Ist also Kontrolle eine Illusion? Nur insoweit, als das Leben eine Illusion ist. Natürlich, in einem absoluten Sinn, ist es Illusion. Deshalb ist Kontrolle in einem absoluten Sinn eine Illusion, genauso wie dann Wahlfreiheit, freier Wille und alles, das im Namen von Individualität und Persönlichkeit, Karma inklusive, eine Illusion ist. Aus dieser Perspektive ist sogar die Persönlichkeit eine Illusion. Das ist die Sichtweise eines Absolutisten. Doch wenn man das nicht aus der Perspektive des Zeugen erkennt, ist das sogar die größte Illusion von allen. Es ist nicht viel mehr als das Ego, das versucht, sich Advaita in die Tasche zu stecken. So funktioniert das nicht. Die einzigen Affirmationen dieser Art, die irgendeinen Wert haben, sind diejenigen, die wir in die Stille loslassen können. Dies ist der Samyama-Effekt, diese Handlung des Loslassens einer Absicht oder Analyse in die Stille. Das wahre Samyama und die wahre Nicht-Dualität kann sich das Ego nicht in die Tasche stecken.

In Bezug auf die Selbst-Analyse gibt es viele Standpunkte, die man einnehmen kann, sobald man einmal seine „Grenze“ gefunden hat, wo der Zeuge gegenwärtig ist (beziehungsvoll). Da wissen wir dann auch, wo wir nicht ehrenwert sind, d.h. wo wir unsere Analyse in ein Geflecht von Gedanken projizieren, die keinerlei Bezug zur Stille haben.

Du hast in deiner ersten Frage erwähnt, dass die Frage: »Wer trifft die Entscheidungen?«, einen Schlüssel der Öffnung in sich bergen kann. Ich habe dir eine langgezogene Antwort gegeben. Doch dies ist in Wirklichkeit nicht die Antwort, die du für eine Öffnung brauchst. Das sind nur eine Menge Worte, die von hier kommen.

Stellst du dir die Frage selbst und widmest du ihr die ganze Aufmerksamkeit, die dein spirituelles Verlangen (Bhakti) hervorbringen kann, und lässt du dann los, kann es zu einer tiefgreifenderen Entdeckung kommen. Die Essenz der Selbst-Analyse besteht darin, dass wir uns unsere brennendsten Fragen auf Wegen, die uns heim zur Wahrheit führen können, selbst stellen. In diesem Fall können Fragen hilfreich sein wie: »Wer oder was trifft die Entscheidungen?«, lasse es los und fahre fort mit der Analyse. Was ist da die Wahrheit? Ist es Karma, das entscheidet? Ist es unser denkender Verstand, der entscheidet? Ist es Gottes Wille? Was immer wir argwöhnen können, wer der Entscheider ist, wir können fragen, was das ist. »Was ist Karma?«, »Was ist das Denken?«, »Was ist Gottes Wille?«, usw. … Verfolgen wir das nachdrücklich und ehrlich, und lassen wir das in die Stille los, kommen wir unweigerlich immer am selben Ort an, der direkten Erkenntnis: »Ich bin die Entscheidung.«, »Ich bin Karma.«, »Ich bin das Denken.«, »Ich bin der freie Wille.«, und ja: „Ich bin der Wille Gottes.«

Ist man einmal bei der beziehungsvollen Selbst-Analyse angelangt, sind das keine Affirmationen. Es sind auch keine Schlussfolgerungen des Verstandes. Das liegt jenseits von Affirmationen und Schlussfolgerungen, jenseits des Denkens, wozu auch die menschlichen Vorstellungen von Gottes Willen zählen. Das ist vielmehr direkte Erkenntnis unseres Seinszustandes. Es ist unsere Bewusstheit, die als der Zeuge gegenwärtig ist. Das ist der wesentliche Bestandteil all dieser Dinge. Dies ist das »Was«, das sich hinter allen Wahrnehmungen befindet. Du kannst also fragen: »Was ist Liebe?«, »Was ist Wahrheit?«, »Was ist aktive Hingabe?«, »Was ist eine Karriere, die sich wirklich lohnt?« Es ist auf alles anwendbar, das du dir mit deiner Bhakti zu eigen machen und in die Stille loslassen kannst. Jede Analyse kannst du Schritt für Schritt in deine bedingungslose Bewusstheit zurückführen. So findest du heraus, dass du selbst die Essenz von allem bist.

Doch verlass dich in nichts von dem Gesagten auf mein Wort. Du musst das alles selbst herausfinden. Das ist der einzige Weg, auf dem du zur Wahrheit gelangen kannst. Es liegt so nah, wie die Bewusstheit, die du jetzt im Augenblick erfährst.

Das unterscheidet sich sehr stark davon, nur auf der Ebene des Verstandes zu sagen: »Ich bin mein Körper.«, »Ich bin diese Persönlichkeit.«, usw. Das geht 180 Grad in die andere Richtung. Wenn wir sagen: »Ich bin der Körper.«, und: »Ich bin diese Persönlichkeit.«, sagen wir in Wirklichkeit: »Dieser Körper bin ich.«, und: »Diese Persönlichkeit bin ich«, was natürlich nur eine Einbildung ist. Durch gewissenhafte und entschlossene, beziehungsvolle Selbst-Analyse gelangen wir stattdessen zu: »Dieser Körper ist eine Manifestation dessen, was ich bin.«, und »diese Persönlichkeit ist eine Manifestation dessen, was ich bin.« Hat man mit der Analyse diese Ebene der Subtraktion erreicht, ist es nicht länger der Gedanke davon, sondern die direkte Wahrnehmung davon. Der Gedanke davon ist eine Abweichung zurück in die Dualität, obwohl wir mit der Zeit in der nicht-dualen Erfahrung bleiben und auch gleichzeitig den Gedanken daran haben können. Das ist der Unterschied zwischen dem Gedanken und der direkten Erfahrung.

Mit der direkten Wahrnehmung kommt dieses Gefühl der Ausdehnung. Dieses Gefühl hat man nur bei der unmittelbaren Erkenntnis der reinen Bewusstheit des SELBST, dass dieses SELBST gleichzeitig die Objekte unserer Wahrnehmung, die Objekte unserer Analyse ist. Das bedeutet auch, dass wir die Objekte unserer Wahrnehmung als in der reinen Bewusstheit des Selbst befindlich erkennen. Dadurch löst sich die Dualität des Zeugen als getrennt vom Rest unserer Welt auf. Sowohl der Zeuge wie auch die Welt lösen sich ineinander auf und werden zur Einheit – der direkten Erfahrung der Nicht-Dualität. Wir erwachen zu dem, was wir sind, indem wir durch Analyse erkennen, was nicht unser wesentliches SELBST ist.

Mit der Zeit wird dieser Prozess des Auflösens mittels direkter Analysen dessen, was die größte Bedeutung für uns hat (was mit unserer Bhakti aufgeladen ist) zu einer bleibenden Vereinigung führen  Das ist gleichzusetzen mit einem Weitergehen von bleibender innerer Stille, die die Welt beobachtet, hin zu unserer inneren Stille, die in unserem tagtäglichen Leben zu dieser Welt wird. Es ist gleichzeitig persönlich und unpersönlich und überlappend mit allem, was wir in den Lektionen bisher unternommen haben – besonders die Kultivierung und Bewegung unserer inneren Stille nach außen, die Verfeinerung unserer Wahrnehmung, die sich mit dem Aufkommen der ekstatischen Leitfähigkeit einstellt, und unserem anhaltenden Wunsch (Bhakti) in absoluter Freiheit zu leben. Dazu kommt es durch die Vereinigung dieser Aspekte unserer Natur in Einheit.

Es ist ein Kennzeichen von Weisheit, das zu ehren, was wir bisher erreicht haben, und von dort aus weiter zu arbeiten. Dadurch vermeiden wir, unsere Zeit durch ein sich im Kreis drehendes Denken über Advaita (Nicht-Dualiät) zu vergeuden und werden stattdessen die notwendigen Schritte ergreifen, um vorwärtszugehen. Dies sind die Entscheidungen, die wir aufgrund unseres ehrlichen Wunsches (Bhakti) nach Befreiung treffen können. Dadurch wird alles Karma zu göttlichem Ausströmen erhoben. Deshalb bleiben wir bei unseren zweimal täglichen Übungen und beschäftigen uns mit Selbst-Analyse, sobald wir wissen, dass es ihr möglich ist, im Zeugen beziehungsvoll zu operieren. Schon immer haben wir betont: Es ist ein Prozess, der Schritt für Schritt vonstattengeht und bei dem wir je nach Bedarf weise Selbstabstimmung vornehmen.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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