Lektion 376 – Jenseits des Todes

Frage: Für mich muss die Übung zum Erreichen der Erleuchtung (oder Befreiung, Vereinigung mit Gott oder welchen Ausdruck wir auch immer verwenden) über den physischen Körper hinausgehen und an die nicht-physische Existenz von uns heranreichen. Der Körper ist nicht von Dauer. Wir müssen ihn früher oder später verlassen.


Allerdings weist du in deinen Schriften auch darauf hin, dass die „Erfahrung von Gott“ vom Nervensystem abhängt. Bis zu einem gewissen Grad stimme ich zu, dass ein aufgeregter Geist bzw. Gefühlskörper die Wahrheit eher nicht so klar sieht bzw. erfährt. Doch wie steht es um den Tod? Dies ist in meinen Augen eine sehr wichtige Frage. Die spirituelle Praxis muss eine Verbindung bzw. einen Zusammenhang mit der Existenz, die über den Körper hinausgeht, aufweisen, natürlich nicht auf eine fanatische oder dogmatische Weise, die nur auf Glauben basiert (als ob uns alleine der Glaube erlösen könne).


Ich glaube mehr daran, dass der spirituelle Pfad unseren Astral- und Mentalkörper entwickelt und weniger den physischen Körper. Dadurch wird es möglich, den Pfad nach dem Tod weiterzugehen, weil Astral- und Mentalkörper nicht sterben. Geht unsere Praxis weiter, schälen wir diese Körper letztendlich ab, werden zum reinen Geist bzw. zur Seele und „vereinigen uns mit Brahman.“


Das ist natürlich nur meine Sichtweise und ich habe erst vor Kurzem begonnen, mir das anzueignen, weil es hilft, den spirituellen Fortschritt „vor“ und „nach dem Tod“ miteinander auszusöhnen.


Was denkst du dazu?


Antwort: Ja das Nervensystem ist das Tor zum Göttlichen. Doch dasjenige, in dem wir uns zur Zeit befinden, hat eine zeitliche Begrenzung. Ohne es, würden wir überhaupt nicht hier sein und der spirituelle Pfad, wie wir ihn kennen, würde nicht möglich sein. Deshalb sollte man keine Minute verlieren.


Wenn wir hier über das Nervensystem und die Neurologie sprechen, umfasst das den ganzen Weg in die Stille (reines Glückseligkeitsbewusstsein), beinhaltet also die Kultivierung der Bewusstheit (Seiendheit) und geht über die feine Ebene hinaus, die den Körper nach dem Tod überlebt. Aus diesem Grund sagen wir, dass wir das, was wir durch spirituelle Übungen in diesem Körper hinzugewinnen, aus diesem Leben mit uns nehmen. Deshalb steckt da eine Logik dahinter, wenn Menschen mit verschiedenen Bewusstseinszuständen, mit verschiedenen Begabungen und Herausforderungen geboren werden. Das heißt aber wiederum nicht, dass jeder an ein Leben nach dem Tod oder an Reinkarnation glauben muss, wenn er von spirituellen Übungen profitieren will.


Die viel größere Frage ist die, ob es ein Leben vor dem Tod gibt, d.h. jetzt in diesem Augenblick. Unter „Leben“ verstehe ich ein Leben ohne Furcht und Leid, ein Leben, das unablässig Freude ausstrahlt, wie immer die Umstände aussehen, in denen wir uns wiederfinden. Das kann man mit Hilfe der systematischen Anwendung von spirituellen Übungen leben. Dann wird der Rest des Lebens (und des Todes) auf der materiellen Ebene für sich selbst sorgen. Versuche es und du wirst es sehen.


Wir blicken auf der Suche nach besonderen Aufgaben nicht weit über dieses Leben hinaus. Das ist eine Brücke, die wir überqueren, sobald wir dahin gelangen. Doch es gibt viel, was wir im Hier und Jetzt tun können und darauf liegt der Fokus des Yoga.


Betrachten wir das aus einem anderen Blickwinkel, aus einem, den wir als direkte Erfahrung in dieser Lebenszeit kultivieren können, dann erkennen wir, dass wir schon immer reines Glückseligkeitsbewusstsein gewesen sind und uns nur einbilden, dieser Körper/Verstand und Persönlichkeit zu sein. Aus diesem Blickwinkel wurden wir niemals geboren und deshalb werden wir niemals sterben. Wir existieren auch nicht in den feinen Ebenen vor der Geburt und nach dem Tod.


Doch, weißt du, das ist eine „billige Logik“, selbst wenn das den Kern des Advaita-Vedanta und oder Jnana Yoga Philosophie bildet und das ist, worauf wir uns alle zubewegen. Ich nenne das „billige Logik“, weil das nur wenige von einem Standpunkt aus sagen können, der über das Reich der Ideen hinausreicht, wenn sie sich nicht mit Hilfe von spirituellen Übungen ausgiebig darauf vorbereiten. Bevor wir begonnen haben, in die direkte Erfahrung von uns selbst als der ewig ungeborene Zustand zu kommen, hat das wenig Wert. Danach können wir sagen, dass wir DAS sind und leicht das loslassen, was in unserem Leben nicht wahr ist.


Übe täglich und es wird geschehen. Nicht von heute auf morgen, doch im Laufe der Zeit mit besonnener Anwendung von langerprobten Methoden. Das ist die beste Vorbereitung auf den Tod und wird diesen noch in diesem Leben ganz transzendieren, weil wir letztendlich DAS sind, was jenseits von Geburt und Tod im Hier und Jetzt liegt. Es gibt also kein vorher und nachher, nur das Jetzt.


Man kann es erreichen, es wird heute von vielen überall auf der Welt erreicht. Gut begonnen, ist halb gewonnen.


Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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