Lektion 73 – F&A – Mehr zu Chakren

Frage: Als Heiler hab ich es immer so verstanden, dass die Chakren sich im Gleichgewicht befinden sollten und dass Yoga ein Weg ist, der den Ausgleich in diesen Energiezentren unterstützt. Ich bin aber vor kurzem auf eine Hypothese gestoßen, dass nur das Basis-, das Sakral- und das Solarplexus-Chakra offen und das Herz-, Kehl-, Stirn- und Kronen-Chakra geschlossen sein sollten. Das finde ich sehr sonderbar und ich wäre dir dankbar, wenn du mir sagen könntest, wie du darüber denkst.

Antwort: In Lektion 47, „Pranayama F&A – Chakren?“ findest du eine Übersicht zu dem Ansatz, den wir bezüglich Chakren in diesen Lektionen anwenden. Bei uns ist das keine direkte Einflussnahme auf die Chakren. Wir erlauben den Chakren, nachdem reines Glückseligkeitsbewusstsein und ekstatische Erfahrungen in den Übungen (insbesondere in der tiefen Meditation und der Wirbelsäulenatmung) aufkommen, mehr auf natürliche Weise ihre Funktion aufzunehmen.

Alle Übungen wirken grundsätzlich entweder direkt oder indirekt auf die Chakren. Dabei müssen wir dem inneren Mechanismus der Chakren gar keine Aufmerksamkeit schenken. Weil dieser Ansatz den Schwerpunkt auf Übungen legt, anstatt die Beeinflussung der Chakren in den Vordergrund zu stellen, wurden bisher noch keine Überlegungen dazu angestellt, welche Chakren offen und welche geschlossen sein sollten. Die einzige Ausnahme ist das Kronen-Chakra, das bei vorzeitiger Öffnung zu Problemen führen kann, wie bereits in der Lektion 69, „F&A – Kundalini-Symptome, Unausgewogenheiten und Gegenmittel“, besprochen wurde. Es gibt viele unangenehme Geschichten zu dem Thema. Gopi Krishnas Buch, „Kundalini – Erweckung der geistigen Kraft im Menschen“, das vor vielen Jahren erschienen ist, ist nur ein Beispiel. Es ist ein gutes Buch, in dem berichtet wird, wie man auf die harte Tour zur Erleuchtung kommt. Das Kronen-Chakra ist also etwas, was wir nicht zu früh öffnen wollen.

Die von dir erwähnte Hypothese, dass man die unteren Chakren öffnen sollte, die oberen aber nicht, scheint mir nicht mit dem erstrebten Ausgleich der weiblichen und männlichen Energien im Körper vereinbar und wenig förderlich für die Erleuchtung, sollte dies das Ziel sein. Damit lässt man auf jeden Fall Meditation und Wirbelsäulenatmung unberücksichtigt, die beide eine umfassende Wirkung auf alle Chakren und besonders auf die zwischen Wurzel-Chakra und Stirn-Chakra verlaufende Sushumna (Wirbelsäulennerv) haben. Auch Sambhavi am dritten Auge und eine ganze Menge anderer Mittel, die wir hier behandeln wollen und auf die obere Hälfte des Körpers und den Kopf angewandt werden, können da keine Rolle spielen. Gemäß dieser Hypothese sollte man nur die untere Hälfte der Sushumna und der Chakren stimulieren und sich darauf verlassen, dass die Energie ihren Weg selbst nach oben findet, ohne irgendetwas dafür vorzusehen, dass die Energie auch nach unten fließt, um sich mit der nach oben fließenden zu vereinigen. Das scheint mir ein Nur-Shakti-Ansatz zu sein. Das würde sicher die Probleme mit dem Kronen-Chakra, wie wir es oben erwähnt haben, vermeiden. Aber es verhindert auch oder verzögert zumindest stark die Aktivierung der gesamten Sushumna. Es scheint mir also ein einseitiger Ansatz zu sein. Andererseits muss es aber für bestimmte Leute einen Nutzen haben. Warum wäre das sonst niedergeschrieben worden? Den Fall, dass es nur eine Theorie ist, schließe ich natürlich aus. Die Erfahrung, die jeder selbst macht, wird letztendlich das Urteil über alle Theorien fällen.

Vielleicht reden wir hier aber auch von zwei ganz verschiedenen Dingen. In diesen Lektionen geht es um die Förderung des Erleuchtungsprozesses im Menschen und es gibt viele Methoden, mit denen man initiativ auf jeden Winkel des Körpers, des Geistes und des Herzen dahingehend Einfluss nehmen kann. „Chakra Balancing“* und andere ähnliche Ansätze haben vielleicht als Hauptziel die Wiederherstellung der Gesundheit und fahren keine großen Geschütze für die Transformation zur Erleuchtung hin auf, einem Ziel, das viel ehrgeiziger ist. Wie auch immer, es scheint, dass der Ausgleich von weiblichen und männlichen Energien sehr wichtig ist – ganz zu schweigen vom Hervorbringen des alles umfassenden reinen Glückseligkeitsbewusstseins aus dem Inneren in der Meditation, die eine Voraussetzung sowohl für gute Gesundheit als auch für die Erleuchtung ist.

In diesen Lektionen sollen theoretische Ansätze des Yoga so weit wie möglich außen vor bleiben. Dieser Ansatz stützt sich vornehmlich auf Erfahrungen und ist deshalb, hoffentlich, für jeden etwas sehr Praktisches. In diesem Sinne ist das, was du hier siehst, auch das, was du bekommst. Das ist der wissenschaftliche Ansatz – oder zumindest ist er so wissenschaftlich, wie wir das werden können, wenn wir uns mit der subjektiven Seite von uns selbst beschäftigen.

Bei der Heilung arbeitest du zweifellos auch mit Erfahrungen, was vermutlich auch der Grund ist, warum du dich über die Hypothese, man solle nur die unteren Chakren öffnen, gewundert hast. Das scheint also für keinen von uns beiden viel Sinn zu machen.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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