Lektion 99 – F&A – Das vordere und das hintere Ende der Übungen

Frage: Ich wollte Dir ein wenig Feedback geben und Dich um etwas weitere Anleitung bitten.

Erstens hatte das Pranayama einen fast sofortigen beruhigenden Effekt und verminderte die Intensität und Wildheit des emotionalen Sturms, den ich erlebte. Im Augenblick und bisher geht es mir mit den Übungen sehr gut. Nur mit Yoni Mudra Kumbhaka hab ich etwas Probleme. Sehr gut in dem Sinne, dass, obwohl die Übungen immer noch ein wenig klobig sind, ich noch keinerlei Schübe und Ungleichgewichte erlebt habe.

An einem Tag probierte ich Yoni Mudra Kumbhaka aus und drei Tage später, nach einer schlimmen emotionalen Achterbahnfahrt, habe ich mich gefühlt, als wäre mein gesamtes Nervensystem gebrutzelt – ich war vollkommen erschöpft. Deshalb habe ich das fürs erste sehr schnell wieder sein lassen.

Andere Fragen:

Zuerst mal: Obwohl ich so etwas wie ein Zwei-Gipfel-Erlebnis hatte (eins davon, bevor ich noch jemals meditierte) – erlebe ich noch keine Gefühle der Glückseligkeit oder irgendetwas Ähnliches. Die meiste Zeit ist Meditation einfach ‚Meditation’. Wenn ich in irgendeine Form der Erwartung abrutsche, wird das dann sehr schnell zu einer Übung in Frustration. Vorschläge, Kommentare?

Dann weiter: im Allgemeinen bin ich in der Lage, Energie willentlich zu lenken, Kundalini eingeschlossen. Doch mein Körper scheint unfähig, mit der Energie zurechtzukommen, wenn ich das mache. Das ist so ähnlich, als hätte ich einen Rennwagen, aber kein Öl im Motor. Wirft man ihn an, brennt der Motor einfach durch. Wenn Du hier auch irgendwelche Vorschläge und Kommentare hättest, wäre mir das sehr willkommen.

Antwort: Ich bin sehr froh, dass die Wirbelsäulenatmung geholfen hat. Das ist eine wundervolle Übung, nicht nur für das Herstellen eines Gleichgewichts, sondern für das allmähliche und sichere Erwecken der Shiva/Shakti-Vereinigung in der Sushumna und überall – erfahren als das Aufkommen der ekstatischen Leitfähigkeit. Und natürlich ist die Wirbelsäulenatmung auch gleichzeitig ein kraftvoller Verstärker für die Meditation und das ist einer der hauptsächlichen Gründe, warum wir sie durchführen.

Wenn Du Mulabandha, Sambhavi und Siddhasana in so kurzer Zeit ohne Überbelastungen integriert hast, dann machst Du das wirklich hervorragend. Yoni Mudra Kumbhaka ist ein weiterer großer Schritt. Sie schaltet die Drehzahl in allem hoch. Sogar nur ein paar Minuten damit bringen Dich ein ganz schönes Stück weiter. Sobald Du Dich danach fühlst, es damit noch mal zu probieren, mach es nur ein einziges Mal und sieh, was passiert. Bei Kumbhaka kann es zu einer verzögerten Reaktion kommen, wie Dir Deine Erfahrung bewiesen hat. Du musst Deinen Weg damit sehr vorsichtig erfühlen. Im Augenblick nimmst Du Dir die Auszeit, welche Dich wieder auffrischt. Es besteht kein Grund zur Eile. Du wirst wissen, wann Du bereit bist, es erneut zu versuchen.

Dieses Geschäft, beliebig die „Energie zu dirigieren“, kann ein zweischneidiges Schwert sein. Es kann uns etwas Ekstase bringen, es kann uns aber auch im Inneren brutzeln. In Wirklichkeit ist es voreilig, das zu tun, wenn es zu den Schwierigkeiten führt, die Du beschreibst. Besonders fraglich ist, ob man so etwas jemals außerhalb der Übungsstruktur tun sollte. Trotzdem sind wir alle gespannt zu sehen, was wir alles im Inneren vollbringen können.

Ob Du die Energie auf eigene Faust bewegst oder in strukturierter Übung (wie bei den Bandhas, Mudras, bei Siddhasana und Kumbhaka), immer besteht vor allem die Notwendigkeit für die „globale Reinigung“ deines Nervensystems. Das wird durch Meditation und die Wirbelsäulenatmung erreicht. Läuft die Meditation nicht rund (langweilig, frustrierend, unangenehm etc.), ist das manchmal ein Zeichen dafür, dass sehr viel Reinigung im Gang ist – eben genau das, was nötig ist, die Ursachen von Blockaden zu beseitigen, in die Du immer wieder gerannt bist. Die Unannehmlichkeiten können minimiert werden, wenn man die Übungsrichtlinien beachtet. Sieh noch mal die frühen Lektionen durch, in denen die verschiedenen Dinge behandelt werden, die in der Meditation aufkommen können und wie man damit umgeht. Erinnere dich daran, dass Erwartungen wie jeder andere Gedanke behandelt wird, der während der Meditation aufsteigen mag; immer gehen wir locker und leicht zum Mantra zurück. Nimm Dir stets genügend Zeit, wenn Du aus der Meditation herauskommst. Tust Du das nicht, kann es zu Irritationen oder anderem Unbehagen während des Tages kommen.

Mit der Meditation leistest Du am meisten in Sachen Vorbereitung auf mehr Übungen am hinteren Ende (Yoni Mudra etc.). Sei also darauf bedacht, mehr von den Übungen am vorderen Ende zu tun, damit das Deinen Übungen am hinteren Ende hilft.

Es gibt viel, was Du zur Förderung der Tiefe, Kraft und Geschmeidigkeit Deiner Meditation tun kannst. Die Dauer der Meditation ist jetzt in Ordnung. Zwanzig Minuten sind für die meisten Menschen optimal. Wenn Du vor dem Pranayama Asanas machst, wird Dir das eine zusätzliche Brücke nach innen bauen und auch helfen, die Dinge auszubügeln. Läuft dann Pranayama geschmeidig, kannst Du es in kleinen Schritten zeitlich ausdehnen und Dich dadurch weiter in die Tiefe führen lassen, bevor Du in die Meditation gehst. Versuche fünf Minuten Pranayama hinzuzufügen. Wenn das für einige Wochen geschmeidig läuft, dann probiere es mit weiteren fünf Minuten. Die Wirbelsäulenatmung wird nicht nur die Meditation unterstützen, sie wird auch die Energie auf eine ausgeglichenere Weise so lenken, dass Du innerlich erweckt wirst. Konzentriere Dich während der Wirbelsäulenatmungauf das Lenken der Energie die Sushumna nach oben und unten zwischen dem dritten Auge und deinem Wurzel-Chakra. Dadurch erreichst Du am meisten, bei geringster Wahrscheinlichkeit, dass irgendwelche Probleme auftauchen.

Schaffst Du es einmal, zu zehn Minuten Asanas, zwanzig Minuten Pranayama und zwanzig Minuten Meditation zu kommen, wird bei Dir das Haus im großen Stil gereinigt. Wenn all das geschmeidig bleibt, wirst Du viel Öl in Deinen Rennwagen schütten – d.h. Du reinigst und ölst Dein Nervensystem und so kann mehr Prana hindurchfließen. Du wirst wissen, dass das funktioniert, wenn Du Yoni Mudra Kumbhaka statt mit emotionalen Aufwallungen mit Ekstase durchführen kannst. Auch in den anderen Übungen wirst Du mehr Ekstase erleben. Es könnte eine Weile dauern, bis Du zu diesem Stadium gelangst, aber Du befindest Dich auf dem richtigen Weg, wenn Du Dich mehr auf Übungen des vorderen Endes konzentrierst. Du scheinst mit deinem Energiefluss ein bisschen Deinem Nervensystem voraus zu sein. Deshalb musst Du zurückgehen und Dich um die Reinigung des Fahrzeugs kümmern. Da gibt es wirklich keinen Weg daran vorbei, außer Du willst den Weg Gopi Krishnas gehen (der zu viel Energie im Inneren fließen hatte und Jahre in Schwierigkeiten zubrachte) bis schließlich das Nervensystem im Inneren sauber gebrannt und der Rauch abgezogen ist. Das ist keine sehr gute Abkürzung. Es kann wirklich sehr viel Spaß machen.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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