Lektion 415 – Samyama und Gebet für die Auflösung globaler Probleme
Auf der Welt gibt es zahllose edle Anstrengungen mit dem Ziel, die Menschheit vom Leiden zu befreien, und es in der Zukunft zu verhindern. So viel Leiden wird von negativen Haltungen und negativem Denken hervorgebracht, die zu schädlichen Handlungen führen. Tatsächlich scheinen Menschen in ihrer derzeitigen Verfassung besessen zu sein von ihrer Negativität. Lies oder schau dir nur mal irgendeine Nachrichtenzusammenfassung des Tages an und du wirst sehen, dass sie voll ist mit den drei Themen Katastrophe, Tod und Verzweiflung. Ist das die Welt, die wir wollen? Fast jeder stimmt darüber ein, dass wir das nicht wollen und viele arbeiten aktiv daran, die ernsten Probleme zu lindern, mit denen es die Welt zu tun hat.
Und viele bringen ihre Gebete dar. Beim Gebet gibt es einen Weg, wie man den eigenen Einfluss auf die Probleme der Welt enorm vergrößern kann – oder, um es genauer zu sagen, wie man sehr stark den göttlichen Einfluss erhöhen kann, der aus dem Inneren von uns allen kommt. Wir haben die Fähigkeit, die Probleme der Welt ganz einfach dadurch zu lösen, dass wir ihnen auf eine wirksame Weise unsere Aufmerksamkeit schenken, und zwar mit den Prinzipien von Samyama. Von dort ausgehend kann es sein, dass wir uns ebenfalls inspiriert fühlen, uns mit zusätzlichen positiven Handlungen in der Welt zu engagieren. Ob wir uns zu Handlungen aufgerufen sehen oder nicht, unser Einfluss wird einfach durch die Tatsache spürbar werden, dass wir auf eine Weise gebetet haben, die äußerst kraftvoll ist. Jeder kann damit einen riesigen Beitrag zur Lösung der Weltprobleme leisten.
In einer früheren Lektion haben wir diskutiert, wie man Gebete außerordentlich stärken kann, indem man den Inhalt in Sutras kondensiert. Sutras sind Schlüsselworte, die man auf eine systematische Weise nutzen kann, wie das in Lektion 301 beschrieben wurde. Damit geben wir den ganzen Inhalt unserer Gebete locker und leicht in unsere innere Stille frei. In der inneren Stille wird die unendliche Kraft aller Güte die Gebete auf einen positiven Weg wieder zurück nach außen kehren. Dies gilt für jedes Sutra, das wir entwerfen wollen. Was immer wir an unsere innere Stille hingeben, wird mit strahlender Kraft und Absicht herauskommen. Mit der Zeit erkennen wir, dass wir auf dieses Prinzip vertrauen können. Wachsen unsere Erfahrungen und unser Glaube, wächst auch die reinigende Kraft, die aus unserem Inneren fließt.
In den Yoga Sutras des Patanjali gibt es das Prinzip der Hingabe von Blockierungen an die innere Stille. Dort können wir Samyama direkt auf eine Blockierung (einen negativen Einfluss) anwenden, um diese zu beseitigen. Dies stützt die Behauptung, dass alle Sutras, egal was sie beinhalten, eine positive Wirkung hervorbringen werden, wenn sie nur im Rahmen von Samyama genutzt werden.
Nutzt man ein Sutra, das eine Blockierung (oder eine Gruppe von Blockierungen) repräsentiert, brauchen wir nicht genau anzugeben, was wir wollen, dass mit dieser Blockierung geschieht. Die innere Stille weiß, was sie mit der Blockierung tun soll – sie auflösen!
Wir können Sutras in zwei Kategorien unterteilen:
Eigenschaften: Sutras, die die Stärkung der bezeichneten Eigenschaften wie Liebe manifestieren (aus unseren Kern-Sutras vgl. Lektion 150).
Blockierungen: Sutras, die, wenn man sie in die innere Stille loslässt, die impliziten Blockierungen auflösen, so wie das Sutra „Unerkannte Blockierungen“ (von den Yoga- Sutras des Patanjali).
In der FYÜ-Liste von Sutras, die wir bisher nutzen, stehen die Sutras meist für Eigenschaften. Für das Lösen der Weltprobleme kann es effektiv sein, Sutras zu nutzen, die für die Blockierungen stehen, die aufgelöst werden sollen. Dies ist konkreter, was das Objekt betrifft, auf das das reine Glückseligkeitsbewusstsein einwirken soll. Einige, die vertraut sein werden, sind unter anderem Unwissenheit, Armut, Hunger, Krankheit, Furcht, Hass, Krieg …
Wir können jedes von diesen durch das Hinzufügen von ein oder zwei Worten um einiges konkreter machen. Die meisten brauchen dazu keinerlei Hilfe. Sieh dir einfach die täglichen Schlagzeilen an. Die schlechten Nachrichten zu Blockierungen können für etwas Nützliches gut sein – Samyama! Vielleicht fühlen wir schon den Schmerz, wenn wir nur diese Worte lesen, die so viel Leiden in der Welt einschließen. Beim Samyama werden wir noch tiefer berührt, sobald die globalen Unreinheiten in der Menschheitsfamilie zu reinem Glückseligkeitsbewusstsein aufgelöst werden. Uns können die Tränen kommen. Es ist unser Mitgefühl, das aus dem tiefen Inneren hochkommt. Doch wir sind nicht hier, um uns in Sentimentalität zu suhlen, wie sehr das auch immer göttlich inspiriert sein und welch gute Absicht auch immer dahinter stecken mag. Wir wollen viel weiter gehen. Wir wollen diese Hindernisse für die weltweite Erleuchtung der Menschheit auflösen. Und wir können das.
Wir können beten, indem wir Samyama auf irgendein oder alle Hindernisse zum Glück der Menschen und globalen Erleuchtung anwenden und uns dabei derselben Methode wie beim sitzenden Samyama bedienen. Das machen wir jedoch außerhalb unserer sitzenden regulären Yoga-Übungen: Meditiere für 5 bis 10 Minuten, berühre dann schwach das Sutra und lass es für ungefähr 15 Sekunden in die innere Stille gehen. Das wiederholst du solange, bis 5 bis 10 Minuten vorüber sind. Entscheiden wir uns dafür, auf diese Weise eine Reihe von Sutras unserer eigenen Wahl zu nutzen, dann können wir jedes Sutra zwei, drei oder viermal (abhängig davon wie viele wir nutzen und wie lange wir wollen, dass unsere Sitzung dauert) wiederholen.
Die Effektivität unserer Gebete wird davon abhängen, wie gut wir der Vorgehensweise von Samyama folgen und von der Stetigkeit unserer Praxis über die Tage, Wochen, Monate und Jahre hinweg. Je stetiger unsere Übungen sind, desto bessere Ergebnisse werden wir hervorbringen.
Wie bei Gebeten, die wir für einzelne Personen darbringen, kann die Kraft der Gebete für die Auflösung von globalen Problemen unter Nutzung von Samyama sehr stark ausgeweitet werden, wenn wir diese in einer Gruppe zur selben Zeit darbringen. Dazu können die Gruppenmitglieder am selben Ort versammelt sein. Wenn die Gruppenmitglieder das Internet für die Kommunikation und Koordination nutzen, können sie jedoch auch weit über die Erdoberfläche verstreut sein.
Glaube jedoch nicht, dass eine Gruppe notwendig ist, um etwas bei der Lösung der Weltprobleme auszurichten. Gruppen helfen, doch wir können auch allein beten. Ein anhaltendes individuelles Engagement mit systematischer täglicher Samyama-Übung über Wochen, Monate und Jahre kann Berge versetzen und das Weltbewusstsein transformieren. Wenn da also ein Wunsch ist, die Welt aus dem Inneren heraus zu erleuchten, dann brauchst du nicht darauf warten, bis sich da eine Gruppe zusammengefunden hat. Jeder kann sofort an dem Ort damit beginnen, an dem er sich gerade befindet. Tausende von Menschen, die täglich ihre persönliche Samyama-Übung praktizieren, bilden in Wirklichkeit eine aktive Gruppe, ob da jeder zur selben Zeit praktiziert oder nicht. Wir werden also in Wahrheit niemals allein sein bei unseren Bestrebungen.
Nur zur Erinnerung soll noch mal darauf hingewiesen werden, dass es am besten ist, eine stabile tägliche sitzende Samyama-Routine aufgebaut zu haben, bevor man sich an die Anwendung von Samyama mit Gebeten macht. Es ist sehr wichtig, dass man als Fundament eine stabile tägliche Praxis am Laufen hat, und dass man beim Einbau von jeglichem Zusatz oder bei Veränderungen an irgendeiner Übung methodisch vorgeht, auch bei unseren täglichen Gebeten. Spirituelle Übungen zeigen die beste Wirkung, wenn man sie jeden Tag praktiziert und systematisch anwendet. Dann werden wir bei jeder einzelnen Sitzung einen guten Hebel für die Steuerung dessen in der Hand haben, was in jeder einzelnen Sitzung geschieht, und wir können dementsprechend unsere Übung selbstabstimmen.
Beten ist eine spirituelle Praxis. Geben wir unseren Gebeten die Prinzipien von Samyama hinzu, wird die Kraft unserer Gebete sehr stark intensiviert. Das bringt Reinigung und Öffnung in uns hervor, wenn sich die Energie in Beziehung zu dem, für was wir beten, bewegt. Daran, wie wir uns während und nach der Praxis fühlen, werden wir erkennen, ob wir zu viel machen. Kommt es zu Reizbarkeit, kann es sein, dass wir am Ende unserer Gebetssitzung eine Zeit der Ruhe hinzufügen oder die Übung selbstabstimmen (zeitweises Kürzen) müssen, wie wir dies bei jeder anderen von uns praktizierten spirituellen Übung, die einen übermäßigen Energiefluss verursacht, tun. Obwohl Energiesymptome eine Bestätigung dafür sind, dass wir Fortschritte machen, wünschen wir natürlich, dass unser Vorwärtskommen angenehm und sicher ist. Damit vermeiden wir auch, dass wir bei einer großen Überlastung für längere Zeit mit den Übungen ganz aufhören müssen. Auf diese Weise können wir dauerhaft daran arbeiten, die Blockierungen auf dem Weg zur Erleuchtung in uns und in jedem auf der ganzen Welt aufzulösen.
Niemand muss seine religiösen Glaubensgrundsätze oder Gewohnheiten ändern, um aus den natürlichen Prinzipien von Samyama, die in allen von uns vorhanden sind, seinen Vorteil zu ziehen. Welcher Religion wir auch immer angehören, unsere Gebetspraxis kann sehr stark bereichert werden. Durch die Anwendung der einfachen und universellen Prinzipien von Samyama können unsere Gebete so gestärkt werden, dass sie ihren Zweck erfüllen und die göttliche Gegenwart sowie der göttliche Einfluss auf unser Leben und auf die Leben von Menschen überall maximiert wird.
Mit der Zeit entdecken wir, dass sich die Art und Weise, wie wir über „schlechte Nachrichten“ denken, verändert. Kommt die innere Stille und unsere Kultivierung der Gewohnheit von Samyama im täglichen Leben voran, werden wir in der Lage sein, jede negative Vorstellung jederzeit in der Stille loszulassen, und das sendet kraftvolle Heilenergie von der Stille, die mit der anfänglichen Gedankenschwingung verbunden ist, aus.
Das garantiert nun nicht, dass irgendein persönlicher Wunsch oder eine Erwartung, die wir vielleicht zur Lösung von Weltproblemen haben, erfüllt wird. Wenn unser spiritueller Zustand im täglichen Leben Fortschritte macht, lassen wir in der Tat auch persönliche Wünsche und Erwartungen los und sie bewegen sich dann in die universelle Stille. Wir werden weiter handeln, sogar mit mehr Energie und Zielorientierung, doch ohne die persönliche Anhaftung. Samyama und das spirituelle Leben sind überhaupt nicht persönlich. So werden wir zusätzlich zu dem, dass wir zu Kanälen von großer spiritueller Kraft werden, auch vom persönlichen Leiden befreit, das aus der Identifikation mit dem Schmerz der Welt resultiert. Weder unser Körper, noch die Welt werden von Schmerz befreit. Doch die Prinzipien und Methoden des Yoga bieten die Möglichkeit für die Befreiung der Welt vom Leiden. Und wir beginnen gleich hier bei uns selbst.
Der Guru ist in dir.
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