Lektion 232 – F&A – Meditation und automatischer Yoga (ein Dialog)

Frage 1: Ich habe heute wieder meine Erfahrungen bei der AYÄM-Meditation aufgeschrieben. Mit der Meditation hab ich erst vor kurzem begonnen, und da sieht man, wie weit ich damit gekommen bin. Das haut rein, wie man so sagt. Über meine Erfahrungen führe ich ein Tagebuch, und was ich so aufgeschrieben habe, hab ich einfach hierher kopiert. Ich würde gern wissen, ob das, was ich erlebt habe, ‚normal’ ist. Danke.

16. August, 2004, 8:34 – 8:55 Uhr

Zweiter Versuch mit der AYÄM-Meditation. Das erste Mal war ich im Bett gelegen, hab sie ungefähr 20 Minuten gemacht, dann bin ich eingeschlafen. Dabei hab ich nichts Besonderes gespürt. War wahrscheinlich keine gute Idee, das im Bett zu machen, weil das zu entspannend ist und ich schon schläfrig war, als ich begann.

Vorher nur Kaffee, kein Essen.

Das zweite Mal saß ich mit geschlossenen Augen auf meinem Bürosessel (Türen zu) – die Handflächen auf den Oberschenkeln. Nach einiger Zeit fühlte ich mich, als würde ich gleich oben aus meinem Kopf herausschweben, doch nur sehr kurzzeitig. Fühlte sich an, als würde ich schweben. Dazu kam es zweimal.

Dann, nach einiger Zeit, überspülte eine überwältigende kribbelnde Empfindung meinen Körper und wurde stärker und stärker. Ich bemerkte, wie sich meine Atmung mit veränderte. Es war intensiv, wie eine Welle, vergleichbar mit Wellen der Ekstase, die man spürt, wenn der Orgasmus kommt. Das war ganz bestimmt etwas Sexuelles und rann durch meinen gesamten Körper, nicht nur durch einen Bereich.

Anfangs ähnelte es jedoch auch dem Gefühl, das man hat, wenn man etwas Aufregendes erlebt und Gänsehaut und Schmetterlinge bekommt. Ähnlich wie das, was man einen Adrenalinstoß nennen könnte, doch einen guten. Diese kribbelnde Empfindung einer Erregung führte bald zu den Wellen der oben beschriebenen Ekstase.

Nachdem das mehrere Augenblicke anhielt, kam es mir fast so vor, als könne ich es nicht mehr aushalten, aber dann nahm es für einige Momente wieder ab. Dann kam eine zweite Welle ähnlich der ersten. Mir entfuhren sogar einige Äußerungen in Form von Seufzern oder Stöhnen, als es weiterging und mein Atem schwerer und tiefer wurde. Ich bemerkte auch, dass ich mich fühlte, als würde ich zittern, doch jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob mein Körper wirklich zitterte oder ob ich mir das nur einbildete.

Nachdem die zweite Welle vorüber war, war ich aus irgendeinem Grund bereit, vielleicht sogar begierig, diese Meditationssitzung zu beenden, war mir aber auch bewusst, dass in der Anleitung von vollen zwanzig Minuten die Rede ist. Ich schaute also auf meine Uhr und sah, dass immer noch ein wenig mehr als 5 Minuten fehlten, deshalb nahm ich die Meditation wieder auf. Nach kurzer Zeit fing das Gefühl von Neuem an, genau das gleiche, wie ich es bereits oben beschrieben habe, doch diesmal war es mehr ruckelig, nicht so glatt wie die ersten beiden Male. Ich fühlte das Ruckeln zweimal. Einige Augenblicke später beendete ich die Sitzung. Sie hat insgesamt ungefähr 20 Minuten gedauert. Ich nahm mehrere tiefe Atemzüge, blieb sitzen und ruhte wie empfohlen. Gleich danach schrieb ich dies hier nieder, damit ich nichts vergesse.

Antwort 1: Danke, dass du schreibst und teilst.

Du hast einen sehr guten Start hingelegt und gleich den Unterschied zwischen der Meditation im Liegen und Sitzen herausgefunden. Denke daran, dass deine Erfahrungen über die Zeit hinweg Veränderungen unterliegen. Manchmal gehen sie sehr tief, manchmal sind sie mit sehr viel Energie (auch sexuelle – wenn du weiterliest, stößt du dazu noch auf mehr) verbunden, zu anderen Zeiten dumpf und manchmal auch ein wenig ruhelos. Alle Erfahrungen sind angemessen, solange wir die leichte Vorgehensweise der Meditation favorisieren. Was aber entscheidend ist, ist die langfristige tägliche Praxis. Das erst reinigt und öffnet das Nervensystem. Geh vielleicht mal zur Lektion 180. Dort findest du die Antwort an jemanden, der einen genauso kraftvollen Einstieg hatte wie du.

Unsere Erfahrungen während der Übungen sind meist auf die im Nervensystem ablaufende Reinigung zurückzuführen und variieren in der Regel sehr stark. Auch ekstatische Erlebnisse sind zum großen Teil Reinigung. Alles kommt so heraus, wie im Innern die Einprägungen aus vergangenen Handlungen aufgestapelt sind. Wir brauchen da nicht Buch zu führen. Zu dieser Reinigung und Öffnung kommt es, wenn wir die Anweisungen für die Übungen befolgen. Entwickle also nicht zu viel Anhänglichkeit an Erfahrungen, die in deiner Meditation auftreten. Unsere Übungspraxis ist wertvoll, wenn wir uns an die Vorgehensweisen halten, was auch immer uns bei unserem Sitzen an Erfahrungen begegnen. Natürlich lieben wir alle glückselige und ekstatische Erlebnisse. Erfreue dich an ihnen, wenn es zu ihnen kommt. Doch vergiss nicht, dass Erlebnisse nur Symptome sind und keine Übungen. Wir wollen vermeiden, von unserer Übungspraxis durch aufkommende Erfahrungen abgelenkt zu werden. Wenn wir also etwas Ungewöhnliches erleben, nehmen wir Notiz davon und gehen zurück zu den Übungen, die wir gerade machen. Das ist es, was dafür sorgt, dass wir auf unserem Weg zur Erleuchtung immer weiter kommen. Wenn du weiterliest, wirst du vielen Lektionen begegnen, die dies aus verschiedenen Blickwinkeln erörtern.

Frage 2: Danke. Ich bin etwas erleichtert zu erfahren, dass eine Wiederholung dieser Erfahrung nicht unbedingt zu erwarten ist. Sonst hätte ich vielleicht gedacht, dass ich irgendetwas falsch mache, wenn das nächste Mal nichts geschieht.

Ich lese gerade die Lektionen 39 und 41 zu Pranayama, die ich vorher noch nicht kannte. Ich habe heute Morgen ein paar tiefe Atemzüge genommen, bevor ich mit meiner I AM [AYÄM]-Meditation begonnen habe. Vielleicht war das ein Grund dafür, dass meine Erfahrungen so ausgeprägt waren.

Ich bin auch bei einem anderen Kurs dabei, bei dem man den OOMM-Klang chanten soll. Ich habe das die letzte Zeit nicht mehr gemacht, doch daran gedacht, wieder damit anzufangen. Ich habe in eine der F&A-Lektionen geschaut, in der du auf den Unterschied zwischen „I AM“ und „OMM“ hinweist und betonst, dass das letztere kreisförmig sei. Allerdings frage ich mich, ob ich nach der Meditation nicht eine Weile warten sollte, bevor ich mein OMMM chante.

Ich habe noch weitere Fragen:

Kannst du mir sagen, wann ich versuchen sollte, mit dem Pranayama der Wirbelsäulenatmung zu beginnen? D.h., muss man die I AM-Meditation eine bestimmte Anzahl von Tagen geübt haben, bevor man die Pranayama-Übung hinzunimmt? Dann wollte ich noch wissen, ob es ratsam ist, eine Eieruhr aufzuziehen, damit man weiß, wann 20 Minuten um sind? Ist es notwendig, das zweimal am Tag zu machen, um optimale Ergebnisse zu erzielen? Kann man in den F&A-Lektionen irgendwo nachlesen, warum der Lotussitz besser als das Sitzen auf einem Stuhl ist?

Ich bin wirklich überrascht, wie kraftvoll die Meditationsübung wirkt. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich hatte mir immer über die Bedeutung des Ausdrucks „Ich bin“ in der Bibel Gedanken gemacht. Jetzt bin ich sogar noch neugieriger und will gern zurückgehen und mir alle Stellen ansehen, wo dazu etwas steht.

Mein Mann wird das nun auch im Sitzen versuchen. Er hatte es bisher auch nur im Liegen gemacht. Deshalb bin ich neugierig, was das bei ihm bewirkt. Von meinen Erlebnissen habe ich ihm nichts erzählt, weil ich vermeiden wollte, dass er ein bestimmtes Ergebnis erwartet.

Antwort 2: Da du erst begonnen hast und sich schon vieles bei dir tut, wäre es weise, deine Meditationsübung zumindest einige Wochen lang zu stabilisieren, bevor du das Pranayama hinzunimmst. Dann hast du eine gute Ausgangsbasis, von der aus du expandieren kannst. Beim Durchlesen der Lektionen erfährst du auch sehr viel über das Konzept der „Selbstabstimmung“, das enorm wichtig für einen Erfolg im Yoga ist. Der ersten Lektion dazu müsstest du bereits begegnet sein: Lektion 38 „Was ist dein Zeitplan oder wie schnell willst du vorgehen?“). Das ist ein sehr wichtiges Thema – viel wichtiger als jede andere einzelne Übung. Ein Auto ohne erfahrenen Fahrer erreicht sein Ziel nur ungewiss.

Selbstabstimmung ist auch wichtig, wenn man andere Übungen von außerhalb der FYÜ mit einbaut, was auf jeden Fall risikobehaftet ist, weil die Wirkungen in Kombination mit den FYÜ-Übungen unvorhersehbar sein können. Du bist für alles auf deiner Reise verantwortlich. Sei also maßvoll in deiner Herangehensweise und stabilisiere immer das, was du bereits hast, bevor du weitergehst. Jeder Mensch ist verschieden. Das Stabilisieren kann Wochen oder Monate in Anspruch nehmen. In manchen Fällen (wie bei den Mantra-Erweiterungen und später folgenden fortgeschrittenen Pranayama-Kumbhaka-Methoden) kann es sogar Jahre dauern. Einige Tage werden kaum ausreichend sein. Sogar Experten im Yoga müssen vorsichtige Selbstabstimmung anwenden, um sich an die vielen aufkommenden Erfahrungen beim Durchgang des Nervensystems durch die Stufen der Reinigung anzupassen. Du kannst zwar ruhig deinen Wissensdurst stillen und weiterlesen, doch deine Routine solltest du nur ganz allmählich ausformen, damit du eine langfristige Konstanz in deiner Übungspraxis aufrechterhältst. Nur so kommt es zur Erleuchtung. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.

Eine Eieruhr kannst du für die Meditation einsetzen; verlass dich jedoch nicht zu sehr darauf. Am besten ist es, sich die innere Uhr für die zeitliche Bemessung der Übungen zu Nutze zu machen und, falls das nötig sein sollte, nur gelegentlich kurz mal auf die Armband- oder eine sonstige Uhr zu schauen. Sobald wir einmal diese Fertigkeit der „inneren Uhr“ entwickelt haben, ist die Nutzung einer Eieruhr nicht mehr das einzige Mittel der Zeitbestimmung. Hast du dann einmal gerade keine Eieruhr zur Hand, kommst du nicht in Verlegenheit.

Siddhasana (nicht der Lotussitz) ist der Weg des Sitzens, den wir mit den Lektionen versuchen zu entwickeln. Du wirst noch sehen warum, wenn du weiterliest. Siddhasana ist eine einfache und kraftvolle Übung zur Gewinnung ekstatischer Energie. Die Kultivierung der inneren Stille und ekstatischer Energie sowie deren naturgemäße Vereinigung (das innere Liebesspiel zwischen „Shiva und Shakti“ oder „ dem Vater und dem heiligen Geist“) ist der Schlüssel zur menschlichen spirituellen Transformation.

Die Frage, warum man zweimal am Tag üben sollte, wird in Lektion 148 erörtert. Zu vielen deiner Fragen findest du die Antwort, wenn du das thematische Verzeichnis der alten Website bemühst, oder die Suchfunktion der Seite anwendest. Ich helfe dir aber auch gerne überall weiter, wo du keine befriedigende Antwort findest.

Die Methoden in den Lektionen sind die einfachsten und effektivsten von denjenigen, auf die ich bei meiner Auseinandersetzung mit der Materie in mehr als drei Jahrzehnten auf dem Pfad gestoßen bin und diese habe ich zu einem Übungssystem zusammengestellt. Du kannst also wirklich davon ausgehen, dass das hier sehr wirkungsvoll ist. Wende also ausreichend Selbstabstimmung an und vermeide es, dir Ziele zu setzen (auch wenn die Verführung dazu groß ist). Dann kommst du auf lange Sicht sehr weit. Viel Spaß!

Frage 3: Danke nochmals. Gestern habe ich erneut die Wellen erhalten, die über mich hereinspülten, auf und ab. Das Gefühl kann ich am besten als einen elektrischen Strom beschreiben. Ich bemerkte, wie sich mein Atem jedes Mal veränderte, wenn dies auftrat und ich mich veranlasst fühlte, tiefere Atemzüge zu nehmen, worauf ich auch immer gleich einging. Ich fand auch bald heraus, dass ich die Wellen willentlich kontrollieren konnte. Bin mir nicht sicher, ob ich sie zulassen oder versuchen sollte, sie zu verhindern?

Ich bemerkte auch, dass mein Kopf beide Male begann, sanft vor und zurück zu wiegen und schließlich von einer Seite zur anderen zu schwingen, was insgesamt wie eine Acht erschien. Nach dieser Erfahrung habe ich nach dem Begriff „Schwanken“ gesucht und fand die Lektion, in der einer deiner Schüler auch eine Erfahrung mit dem Schwanken machte, doch mit dem gesamten Körper. In deinen Antworten lese ich, dass man sich von all diesen Empfindungen nicht vom Hauptzweck der Übungen ablenken lassen sollte.

Heute habe ich meine Meditation zum ersten Mal in der Lotushaltung gemacht und mich dabei mit dem Rücken gegen die Couch gelehnt. Es war nicht so bequem und lenkte manchmal ein wenig ab, doch es gelang mir, meine Aufmerksamkeit von der Unbequemlichkeit abzuziehen und mich auf die Meditation zu konzentrieren. Die elektrischen Wellen kamen wieder. Doch waren sie dieses Mal sehr viel subtiler. Als die Atmung wieder stärker wurde, arbeitete ich sofort dagegen, beruhigte es und blieb still.

Ich habe mich von der Eieruhr verabschiedet und wieder auf die Uhr geschielt. Ich denke, wegen meiner Sitzhaltung habe ich mich dann etwas mehr nach dem Ende gesehnt. Als es vorüber war, war mein Unterschenkel eingeschlafen. Ich habe keine Anweisungen gefunden, „wann“ wir mit dem Lotussitz beginnen sollten. Die Lektion 33 habe ich mir angeschaut. Um meine Gelenke etwas biegsamer zu machen, werde ich wieder mit ein paar Übungen anfangen, die ich in der Ballettschule vor vielen Jahren gelernt habe. Trotzdem hab ich gespürt, dass meine Meditation gut war, auch wenn nicht ganz so geschmeidig wie beim Sitzen auf dem Stuhl..

Antwort 3: Obwohl du erst einige Tage meditiert hast, treten bei dir schon die klassischen Symptome dessen auf, was ich „automatisches Yoga“ nenne. Ohne Frage bist du aufgrund deiner Beschäftigung mit Yoga in vergangenen Leben bereits dafür verdrahtet. Doch wir alle sind dafür verdrahtet, schon alleine weil wir ein menschliches Nervensystem haben. Einige haben eine größere neuronale Leitfähigkeit als andere, weil sie in der Vergangenheit bereits gezielt an den Schaltkreisen gearbeitet haben. Du bist eine der ersteren und steigst nun wieder dort ein, wo du zuvor zu arbeiten aufgehört hast. Die Reiseroute und das Ziel sind für jeden von uns gleich – Reinigung und Öffnung des Nervensystems bis hin zu nicht endender ekstatischer Glückseligkeit und ausfließender göttlicher Liebe.

Unter automatischem Yoga verstehe ich körperliche, mentale und emotionale Neigungen, die aus dem Nichts aufsteigen und scheinbar keine Verbindung zu den Übungen haben, denen wir uns gerade widmen. Dazu kommt es, weil es ein In-Verbindung-Stehen des Yoga in unserem gesamten Nervensystem gibt. Dies wird später in den Lektionen ausführlicher erklärt und insbesondere im Rahmen der „Acht Glieder des Yoga“ erörtert. Begnüge dich vorerst damit zu wissen, dass der in dir aufsteigende Wunsch zu lernen, die Übungen zu machen, neue hinzuzunehmen und dergleichen von den wenigen Kostproben herstammt, die du von deinem reinen Glückseligkeitsbewusstsein im Innern genossen hast. Auch die sich beugenden Beine, die Symptome beim Atmen und die Bewegungen des Kopfes sind darauf zurückzuführen. Das ist ziemlich verblüffend, nicht wahr? Die Lektionen werden dir dabei helfen, all diese Neigungen Schritt für Schritt in eine sichere und effektive Routine von Übungen zu lenken.

Wenn es zu Regungen oder tiefer Atmung bei der Meditation kommt, lassen wir uns nicht darauf ein, verdrängen sie aber auch nicht gewaltsam. Wir gehen einfach locker und leicht zur Vorgehensweise der Meditation zurück, greifen das Mantra auf genau der Ebene der Verfeinerung auf, wo wir es verlassen haben und erlauben ihm, sich weiter zu verfeinern.

Die Atmung wird gewöhnlich während der Meditation sehr still, weil der Metabolismus sich ziemlich stark verlangsamt. Vertieft oder beschleunigt er sich, könnte das mit ekstatischen Energien zusammenhängen, die sich zu bewegen beginnen. Beschäftige dich nicht länger damit, weil dies sonst deine Aufmerksamkeit von dem einfachen Prozess der Meditation abbringt. Wenn du erst einmal mit der Wirbelsäulenatmung (einer anderen Übung, die man vor der Meditation ausführt) beginnst, wird dir das erlauben, die ekstatischen Energien auf eine progressive und ausgeglichene Weise zu kultivieren. Gib der Vorgehensweise des Mantra-Gebrauchs während der Meditation den Vorzug vor allem anderen, das sich einstellen mag – lass es einfach locker und leicht zu Gunsten der Meditation los. Viel später in den Lektionen wirst du sehen, dass Bewegungen mit dem Kopf in einer fortgeschrittenen Form namens „Kinnpumpe“ ebenfalls Teil der Übungen sind. Es ist allerdings noch weit bis dorthin. Du machst dich gerade erst auf den Weg. Nimm dir eins nach dem anderen vor. Favorisiere sanft die Übung, die du gerade machst, ohne Rücksicht darauf, was sonst noch hochkommt. Sollten einige dieser Dinge so stark werden, dass sie deine Meditationszeit zu dominieren scheinen, dann bleibe nur locker und lass deine Aufmerksamkeit für einige Minuten ohne Aufgreifen des Mantras bei den Bewegungen oder Empfindungen verweilen. Ermutige diese jedoch nicht weiter. Das dient nur dazu, den Energiefluss zu stabilisieren. Dann, nach ein paar Minuten, kannst du zu deiner Meditation zurückkehren.

„Gekreuzte Beine“ in den Lektionen heißt nicht, dass man im Lotussitz (Füße auf den Oberschenkeln) sitzen soll. Wir nutzen stattdessen Siddhasana. Das ist eine direktere Art der Kultivierung ekstatischer Energien in uns. Siddhasana kommt in den Lektionen nach der Wirbelsäulenatmung, Mulabandha und Sambhavi. Es ist schon richtig, wenn du deinen Füßen etwas mehr Lockerung verschaffst. Mit den Füßen auf die Oberschenkel hochzukommen, ist nicht notwendig – entwickle nur erst etwas Bequemlichkeit mit gekreuzten Beinen und etwas untergeschobenen Zehen, wie dies in Lektion 33 erörtert wird. Dadurch bereitest du die Basis für die Dinge, die noch dazukommen sollen, ohne dass du von der Meditation sehr abgelenkt wirst. Lenkt das aber trotzdem zu stark ab, dann entspanne die gekreuzten Beine und versuche es erst einmal mit einem nach innen gelegten Bein und wechsle jeden Tag ab. Das ist ein langsamer Prozess der Gewöhnung, der Wochen oder Monate dauern kann. Sieh zu, dass du es dir in der Zwischenzeit so bequem wie möglich bei der Meditation machst. Mit der Zeit wird das Sitzen mit gekreuzten Beinen für dich etwas ganz Natürliches und du merkst während der Übungen gar nichts mehr davon. Genauso wird es später auch mit Siddhasana, nur dass dieser Sitz noch zur Quelle nicht endender, aus dem Inneren aufsteigender Ekstase wird. Gut, das ist ein anderes Thema.

Das richtige Timing für die Hinzunahme zusätzlicher Übungen wird im Laufe der Lektionen erörtert. Das hängt vor allem von deiner Fähigkeit ab, dir Dinge zu eigen zu machen. Deshalb ist es nicht sinnvoll, irgendwelche konkreten Zeiten vorzugeben. Jeder ist verschieden. Das Wichtigste ist, dass du dich dabei nicht übernimmst. Doch auch das würde nicht das Ende der Welt bedeuten, wenn es einmal kurzzeitig dazu kommt – solange du weißt, wie du dein Pensum sinnvoll reduzierst, falls du die Fähigkeit deines Nervensystems neue Übungen zu verdauen einmal überstrapaziert hast. Der ganze Weg ist ein Prozess des ständigen Austestens, des Weitergehens und des Zurücknehmens, denn dabei lernen wir die Schalthebel dieses wundervollen wandelbaren spirituellen Fahrzeugs, in dem wir leben – das menschliche Nervensystem! – immer besser kennen!

Frage 4: Ich habe mal kurz die Lektion zur Kinnpumpe überflogen (Lektion 139) und es scheint, als sei dort etwas sehr Ähnliches beschrieben, was mir widerfahren ist.

Das wird immer aufregender, doch ich will Schritt für Schritt vorwärtsgehen, wie du geraten hast, deshalb habe ich nicht alle Einzelheiten gelesen. Es gibt so viele Lektionen, dass es auf jeden Fall schwierig wäre, es anders anzufangen. Gestern habe ich die Meditation zum ersten Mal zweimal ausgeführt. Die Beine hab ich nur gekreuzt. (Ich habe den Lotussitz gar nicht probiert und höre mit Freude, dass er hier nicht von uns erwartet wird!) Trotzdem lenkte mich das Sitzen mit gekreuzten Beinen sehr ab. Doch als ich tiefer in die Meditation hineinkam, wurde es besser.

Ich wundere mich über die Meditation mit „I AM“ [AYÄM]. Die letzten Wochen, bevor ich auf deine Webseite gestoßen bin, habe ich den ganzen Tag eine mentale Affirmation benutzt: „I AM in harmony with Christ“ („ICH BIN in Harmonie mit Christus“). Ich habe sogar einen Kopfkissenlautsprecher unter dem Kopfkissen und ich spreche da diese Affirmation selbst. Der Grund dafür war, dass ich in einem der mehreren Bücher, die ich gerade lese, darauf gestoßen bin (ich lese Spalding über die Siddha Meister, Collier, Trine & Hill, diese bring ich manchmal durcheinander), und einer von diesen hat gesagt, dass einer der Gründe für Krankheit, Stress usw. darin liege, dass man nicht in Harmonie mit Christus lebt. Auch sprechen sie alle über uns als göttliche Wesen, dass Gott in uns sei. Ich glaube, ich bin wie viele Menschen so aufgewachsen, dass ich dachte, ER sei da oben irgendwo und von uns getrennt.

Deshalb denke ich manchmal in meiner Meditation, während ich I AM [AYÄM] denke, an Gott, dann wechsle ich wieder zurück und meditiere nur über die Worte „I AM“ ohne an Gott zu denken. Ich glaube, ich bin unsicher, wie ich denken/fühlen soll, wenn ich „I AM“ denke.

Letzte Nacht in meiner zweiten Sitzung schien es für ein paar Sekunden an einer Stelle, als würde ich aus der Meditation heraus- und auf den Worten nach vorn in einen Kreis mit einigen Farben treten, und da gab es keine Worte und kein Denken. Es war wie eine vollständige Trennung zwischen den Gedanken und dem Körper. Das hielt jedoch nur für Sekunden an, dann war ich zurück beim Denken von I AM [AYÄM]. Dies passierte sehr kurz mehrere Male. Ich wollte das noch mehr erkunden, doch geschah es dann nicht noch einmal. Es fühlte sich so an, als sei ich ganz in der Nähe von etwas, zu dem ich aber nicht gelangen konnte. Dann, während der Morgenmeditation, fühlte ich dasselbe Getrenntsein, doch statt dass ich mich nach oben in einen Kreis bewegte, fühlte ich mich diesmal, als würde ich rückwärts fallen und in dieses Getrenntsein hineinschweben. Wieder waren alle Gedanken an das Denken von I AM und meinen Körper vergessen. Es war so ‚still’. Ich wünschte wieder, es würde länger dauern, doch hielt das nur mehrere Male für ein paar Sekunden an. Das erste Mal, seit ich mit der Meditation begonnen habe, sehnte ich mich nicht, wieder aus ihr herauszukommen. Ich war zufrieden, dort zu verweilen, machte weiter und hörte nach 20 Minuten damit auf, weil weil du ja dazu geraten hast.

Ich habe eine Frage, die mich sogar während ich meditiere in Verwirrung bringt.

Sollte ich an Gott denken, während ich I AM meditiere oder versuchen, nur I AM zu meditieren, ohne an die Bedeutung, an Gott oder meine göttliche Natur zu denken? Sollte ich versuchen, die Meditation von Gedanken an Gott zu trennen?

Dann wollte ich auch noch etwas Neues ansprechen, was ich letzte Nacht erlebt habe.

Gestern und letzte Nacht bemerkte ich manchmal, dass meine Atmung so leicht ging, dass ich einmal dachte, ich hätte zu atmen aufgehört. Doch letzte Nacht ist noch einmal etwas ganz Neues aufgetreten: Der Bereich meines Solarplexus war so stark nach innen gedrückt, dass ich mich fühlte, als sei mein gesamter Brustkorb hervorgetreten und dass der Bereich in der Mitte unter dem Brustbein nach innen ging. Es muss wirklich nach innen in Richtung meines Rückens gezogen worden sein, denn ich konnte die Bewegung unter meiner Brust fühlen. Es war nicht schmerzhaft, nur richtig intensiv. Ich glaube nicht, dass ich meinen Atem angehalten habe, kann mich jedoch jetzt heute Morgen nicht mehr genau daran erinnern, wie mein Atem ging, als dies geschah. Ich hätte mir gleich danach Notizen machen sollen. Natürlich mache ich mir deshalb wieder Gedanken und würde gern wissen, ob du schon jemals von so etwas gehört hast.

Antwort 4: Das Mantra wird nur wegen des Klangs verwendet, nicht wegen seiner Bedeutung. Im thematischen Verzeichnis der alten Web-Site findest du mehrere Lektionen dazu unter „Mantra – Sprache und Bedeutung“. Man kann das „I AM“ Mantra auch als „AYÄM“ buchstabieren. Beides wird gleich ausgesprochen. Dadurch wird die Bedeutung und das Geheimnis um den christlichen Ausdruck „I AM“ [ICH BIN] nicht geschmälert. Es zeigt auch mystische Kraft, wenn wir es als Mantra nutzen. Die Schwingung ist wichtig, nicht die englische Bedeutung. Ich selbst wurde ebenfalls christlich erzogen.

Wenn also in der Meditation Gedanken zur Bedeutung von „I AM“, über Gott oder was auch immer aufsteigen, behandeln wir sie wie alle anderen Gedanken, die hochkommen, und gehen locker und leicht zum Mantra zurück. Das Gleiche gilt für die Erfahrungen in der Meditation, wie ekstatisch, tiefgründig, offenbarend, sonderbar oder dramatisch sie auch immer sein mögen – bemerken wir, dass wir in irgendetwas abgedriftet sind, was immer das sein mag, gehen wir nur locker und leicht zum Mantra zurück. Dies ist die Vorgehensweise in der Meditation.

Ach, du hast bemerkt, dass sich die Atmung verlangsamt hat und fast zum Stehen kam. Wie schon gesagt, das ist normal.

Das sich ein- und nach oben ziehende Zwerchfell ist ein anderes Beispiel für den automatischen Yoga. Man nennt es „Uddiyana“. Du findest dazu Erörterungen im oberen Abschnitt des thematischen Verzeichnisses der alten Web-Site, der den Übungen vorbehalten ist, unter „Uddiyana/Nauli“.

Immer eins nach dem andern und achte darauf, dass es Spaß macht.

Frage 5: In anderen Ländern und in anderen Sprachen nutzen sie also auch das „I AM“ und nicht die Übersetzung wie z.B. ICH BIN im Deutschen.

Ich habe nur mal schnell den Artikel zu Uddiyana überflogen, den du angesprochen hast. Das ist so unglaublich, dass mein Körper all diese Dinge von alleine macht. Obwohl ich das nicht erwähnt habe: Meine Zunge hat sich auch zurückgewölbt und im vorderen Bereich gegen die Zungendecke gedrückt. Ich wusste nicht, dass dies etwas ist, was man bewusst zu erreichen versucht. Ich nehme mal an, dass immer, wenn von jetzt ab mein Körper etwas macht, er besser Bescheid weiß als ich.

Ich versuche, alles Schritt für Schritt durchzunehmen. Kann es sein, dass ich riskiere, mich nicht richtig zu entwickeln, wenn mein Körper von selbst in all diese Dinge springt, weil ich dann möglicherweise die Übungen nicht in der richtigen Reihenfolge durchgehe? Ich hatte eigentlich nur die Absicht, die Meditation zu machen. Diese Dinge geschehen alle von selbst. Auch einiges andere ist geschehen, was sich später vielleicht auch noch als automatischer Yoga herausstellt.

Antwort 5: Ja, da wir nur den Klang von I AM [AYÄM] und nicht die Bedeutung benutzen, ist es nicht sinnvoll, die Bedeutung in eine andere Sprache zu übersetzen. Der Klang bringt eine universelle Schwingungsresonanz im menschlichen Nervensystem hervor. Deshalb nenne ich es auch ein universelles Mantra.

Ach, die Zunge ist nach oben gegangen? Das nennt man „Kechari“, eine sehr wichtige Übung, über die wir in den späteren Lektionen sehr viel sprechen. Du kannst auch dazu das thematische Verzeichnis der alten Web-Site bemühen.

Da das bei dir alles hochkommt, verstehe ich deine Besorgnis darüber, wie du das alles beim Vorwärtsgehen auf die Reihe bringen sollst. Aber versuche gar nicht erst, da einzugreifen. Mach nur deine Übungen entsprechend der Anweisungen und nimm im Laufe der nächsten Monate und Jahre immer nur allmählich neue hinzu. Das Hauptaugenmerk sollte dabei auf jeder Etappe des Weges auf ein beständiges und gefestigtes Üben gerichtet sein. Betrachte alles, was sich an automatischem Yoga einstellt, mit Gleichmut und ziehe das mit strukturierten täglichen Übungen über lange Zeit hinweg durch. Gehst du so an die Sache heran, dann fügt sich alles in der für dich richtigen Reihenfolge und auf natürliche Weise zusammen.

Da sich bei dir so vieles so schnell verändert, würde ich dir empfehlen, auf Geduld und Selbstabstimmung bei den Übungen bedacht zu sein. Versuchst du alles, was sich da tut, gleichzeitig aufzunehmen, wirst du es sehr schwer haben. Bei dir sprießen viele Knospen des Yoga. Bestelle Tag für Tag deinen Garten mit Behutsamkeit und du wirst weit kommen.

Denke stets daran, dass die wichtigste Übung die tiefe Meditation ist. Diese kultiviert unser Fundament der inneren Stille bei all dem äußeren Tohuwabohu. Ohne dieses Fundament flattern wir, auch wenn noch so viel automatischer Yoga in uns abgeht, ohne Halt wie ein Fähnlein im Wind. Innere Stille (reines Glückseligkeitsbewusstsein) ist der Schlüssel für allen Fortschritt im Yoga.

So heißt es auch in den Psalmen: „Sei stille und wisse, dass ich Gott bin.“

Frage 6: Danke für deine Antwort auf meine vielen Fragen. Ich war mir etwas unsicher, wie ich mit all diesen Dingen umgehen soll. Doch deine Antwort hat mich beruhigt. Ich werde also methodisch vorgehen und diese Dinge gar nicht beachten.

Gestern habe ich die Meditation (mit der Wirbelsäulenatmung) nur einmal anstatt zweimal gemacht. Einige Tage lang hatte ich etwas Schwierigkeiten, die Energie meines Verstandes auf die mehr weltlichen Aufgaben meiner täglichen Arbeit zu richten. Ich war nicht motiviert, meine Arbeit zu erledigen und vermutete, dass dies ein Resultat meiner Meditation war. Ich erinnere mich daran, dass du dazu geraten hast, nach der Meditation zu ruhen und ich habe das nie wirklich länger als höchstens ein oder zwei Minuten gemacht. Vielleicht ist es das, was noch fehlt.

Doch gestern habe ich mich dazu entschlossen, die Sitzung am Morgen auszulassen und habe dann nur am Abend meditiert. Ich habe in deine Fragen & Antworten geschaut, um mehr Informationen darüber zu erhalten, ob man die Übungen wirklich jeden Tag machen sollte, d.h. 7 Tage die Woche oder ob es vielleicht sogar besser ist, zumindest zu Beginn ab und zu einmal einen Tag auszusetzen oder eine der zwei Sitzungen am Tag auszulassen. Das könnte ja irgendwo in den Lektionen stehen, doch habe ich zu dieser Frage nichts gefunden.

Noch etwas anderes, das ich fragen wollte: Ich hatte ja nach meiner zweiten oder dritten Meditation geschrieben, dass ich gemerkt hätte, ich könnte die Wellen von Energieladungen, die durch meinen Körper pulsierten, willentlich kontrollieren. Es hat damit angefangen, ohne bewusste Anstrengung abzulaufen, doch dann habe ich bemerkt, dass ich es ein weiteres Mal hervorrufen konnte, ohne dass ich mich dazu groß anstrengte. Doch in letzter Zeit, die letzten paar Tage, widerfährt mir dies auch in meinem Tagesablauf außerhalb der Meditation. Manchmal während des Tages oder der Nacht fühle ich den Drang, diesen Energiestrom willentlich durch meinen Körper zu treiben. Das kann sein, wenn ich gerade einen Protein-Shake zubereite oder an meinem Computer arbeite oder die Nachrichten anschaue. Ich scheine da fast etwas abhängig zu werden. Dazu kommt es nun mindestens einmal jede Stunde. Führe ich das nicht willentlich aus, dann kommt es auch von alleine. Es fühlt sich nicht so an, als sei es etwas Schlechtes. Es fühlt sich sogar ziemlich angenehm an und verleiht mir ein unerklärliches Gefühl der Befähigung. Ist dies eine Ausweitung meiner spirituellen Kraft oder nur Teil des Reinigungsprozesses?

Antwort 6: Ja, die beste Herangehensweise ist die, alles gelassen hinzunehmen und jeden Tag für sich alleine zu betrachten. So geht man am besten mit allen großen Veränderungen im eigenen Leben um– ob es sich um plötzlichen Reichtum oder Ruhm handelt oder dass wir erkennen, wie sich unser Nervensystem öffnet und zu unendlich reinem Glückseligkeitsbewusstsein wird, welches das gesamte Universum umschließt!

Ja, diese Erfahrungen sind Teil der Reinigung und verändern sich – sie werden sich sogar ausweiten, es kommt also noch viel mehr auf dich zu. Ja, du hast Recht, man kann davon abhängig werden. Das steht bereits in der allerersten Lektion – meine Abhängigkeit vom Yoga und die Erfahrungen, die damit einhergehen. Ich leihe mir mal ein Wort vom 12-Schritte-Programm für Abhängige: Vielleicht sind wir alle „genesende“ Yogis und Yoginis. Wir gewinnen also das zurück, was uns gehört und was lange verloren war. Es geht dabei nicht in erster Linie um die ekstatische Erfahrung des Augenblicks. Es geht um etwas unendlich Größeres als das größte ekstatische Vergnügen, das wir heute erleben können. Erfreue dich an deinen Erfahrungen und versuche sie zum Bestandteil deines täglichen Lebens zu machen. Der beste Weg das zu tun ist, deine Glückseligkeit anzunehmen und sie auf einfachen Wegen mit anderen zu teilen. Ein einfaches Leben zum Nutzen anderer zu führen, ist der beste Weg, den ich kenne, zu verhindern, dass aufkommende ekstatische Erfahrungen uns in den Kopf steigen. Das ist auch teilweise der Grund, warum ich diese Lektionen schreibe. Zu was ist eine zunehmende Erleuchtung nutze, wenn man sie mit niemandem teilt? – Zu nicht viel Gutem. Das wäre ziemlich egoistisch. In Wahrheit kann es überhaupt nicht zur wirklichen Erleuchtung kommen, wenn sie nicht im Dienst an anderen geteilt wird, weil Erleuchtung von Natur aus alles umfasst.

Wir sind nicht daran schuld, dass die wahre Natur des Lebens ekstatische Glückseligkeit ist. Das menschliche Nervensystem ist eine Ekstase-Maschine. Sollten wir davor weglaufen? Ich glaube nicht. Beim Vordringen zu unserem natürlichen Zustand der Ekstase können wir verantwortungsvoll bleiben und so auch die gesamte Reise bestreiten. Die ekstatische Glückseligkeit muss nach außen in die Welt fließen, um ihre Erfüllung zu finden, und wir müssen es genauso machen. Alles, was diesem Anspruch nicht genügt, ist eine Form von spirituellem Hedonismus. Eine Zeitlang können wir das tun, uns nur an unseren ekstatischen Erfahrungen im Inneren zu erfreuen. Das ist in Ordnung. Früher oder später gehen wir dann aber mit unserer ekstatischen Glückseligkeit hinaus in die Welt. Dies ist unvermeidlich. Und auf unserem Weg mit Yoga enthüllen wir durch unsere direkte Erfahrung auch eines der größten aller Geheimnisse – die Rolle der Sexualität für die menschliche spirituelle Transformation.

Bezüglich der täglichen Übungen: Es ist besser, bei zwei täglichen Übungen zu bleiben, denn es ist äußerst wichtig, diese Gewohnheit zu entwickeln und aufrechtzuerhalten. Das wurde bereits vor nicht allzu langer Zeit in Lektion 209 mit dem Titel „Wie bringt man die tägliche Praxis mit einem vollen Terminplan in Einklang“ ausgeführt. Ich weiß, dass Zeitmangel nicht der Grund dafür war, dass du versucht hast, dein Pensum auf eine Sitzung zu reduzieren. Doch in dieser Lektion steht etwas zum Grund, warum es so wichtig ist, die Gewohnheit des zweimal täglichen Übens beizubehalten. Das Gleiche gilt für die Lektion 148: „Warum macht man die Übungen zweimal am Tag?“

Fühlst du dich in deinen Übungen ein wenig überstimuliert, dann ist es das Beste, die Zeit in den zweimal täglichen Sitzungen zu reduzieren. Machst du 5 Minuten Wirbelsäulenatmung und 20 Minuten Meditation und tut sich dann zu viel, versuche die Wirbelsäulenatmung auf ein paar Minuten und die Meditation auf 15 Minuten zweimal täglich zu reduzieren, anstatt nur einmal zu praktizieren. Ist dies immer noch zu viel, dann versuche es mit 10 Minuten Meditation. Später, wenn sich dein Nervensystem an die Energie gewöhnt hat, kannst du wieder aufstocken. Dies gehört zur überaus wichtigen „Selbstabstimmung“, die ausführlich in den Lektionen erörtert wird. Sich eine ausgeglichene und tragfähige zweimal tägliche Routine zu schaffen, ist der Dreh- und Angelpunkt. Auf diese Weise können wir unter Ausnutzung eines zweimal täglichen Zyklus die innere Stille und ekstatischen Energien in unserem Nervensystem kultivieren und sie während unserer täglichen Aktivitäten stabilisieren, was sehr viel effektiver ist als der einmal tägliche Zyklus mit einer längeren Übungsphase. Natürlich wird es immer wieder dazu kommen, dass uns die Zeit zu knapp ist oder dass wir zu erschöpft sind, als dass wir zur üblichen Routinezeit viel von irgendetwas tun können. Dann tragen wir unserer Gewohnheit einfach dadurch Rechnung, dass wir für eine oder zwei Minuten mit geschlossenen Augen dasitzen. Verstehst du, wie das funktioniert? Die zweimal tägliche Übung ist wichtig: „Wer rastet, der rostet“. Wir können innerhalb dieser vorgegebenen zweimal täglichen Übungen, wenn nötig, mit unserer Zeit und den Übungen flexibel reagieren.

Frage 7: Gestern machte ich meine gewöhnliche Routinesitzung und der Eindruck, den diese hinterließ, war einfach nur: WOW! Zuvor hatte ich zwei Tage eine ruhigere Meditation mit dem gewöhnlichen ‚automatischen’ Schaukeln und Kreisen des Kopfes, doch war die Erfahrung viel milder und ruhiger, ohne all die unwillkürlichen Energieströme, wie sie vorher auftraten und auch ohne neuen automatischen Yoga-Erfahrungen.

Deshalb habe ich mich entschlossen weiterzugehen und in meine Übungssitzung gestern die Lektionen 41, 54 und 55 (zur Wirbelsäulenatmung, Kundalini und Mulabandha) eingebaut. Das Ergebnis war das Gewaltigste, was ich bisher erlebt habe und es kamen viele neue Dinge hinzu, was du wohl zum „automatischen Yoga“ rechnen würdest.

Antwort 7: Wann immer du eine neue Übung hinzunimmst, bedenke, dass es zu einer verzögerten Reaktion der Wirkungen kommen kann. Wir wissen also zumindest für ein paar Wochen lang nicht genau, was eine neue Übung bewirkt. Wenn du zwei oder drei neue Übungen auf einmal hinzunimmst und die Dinge ins Rollen geraten, kann es schwer sein, herauszufinden, was was bewirkt – und dann ist es sehr schwer, die Selbstabstimmung durchzuführen – weil man nicht weiß, was man zurücknehmen soll, wenn die Energie überall fliegt? Falls du etwas voreilig warst, ist das jedoch auch nicht das Ende der Welt, wenn du nur weißt, wie du für eine sanftere Fortbewegung dein Pensum zurückstutzen musst. Du findest das sicher heraus.

Sei dir aber immer bewusst, dass du da in einem spirituellen Ferrari sitzt (einen besonders schnellen) und du zu lernen hast, das Gefährt so zu steuern, dass du nicht von der Straße abkommst. Du sitzt am Lenkrad.

Alles Gute auf deiner Reise. Vrrrrrroooooom!

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nächstes Seminar

Newsletter – Lektionen ins Postfach

Bücher des FYÜ-Verlags

Archive

Kategorien

Aktuelle Videos

Wird geladen...