Lektion T37 – Sexuelle Fantasien und Bhakti

Frage: Ich meditiere nun schon längere Zeit und habe auch viele Übungen mit Wirbelsäulenatmung gemacht. Seit vier Jahren beschäftige ich mich bereits mit taoistischen Sexualpraktiken und kann nun die sexuellen Energien zur Krone anheben. Obwohl ich meiner Frau treu geblieben bin, weil sie meine Partnerin war, ist sie mit den Übungen ziemlich langsam und ich bin darauf gekommen, die meisten der Übungen alleine auszuführen. Doch habe ich, wenn ich die Übungen alleine ausführe, andere Frauen im Sinn. Schadet mir das in irgendeiner Weise? Zweitens: Werden die Frauen, mit denen ich in meiner Fantasie spiele, irgendwie von meiner Visualisierung und meiner emotionalen Energie berührt? Bitte kläre mich in dieser Angelegenheit auf.

Antwort: Fantasien für die Solo-Übungen sind gut. Benutzen wir sie, um höher zu kommen, sind sie eine Form von Bhakti, nicht wahr? Kommt die ekstatische Leitfähigkeit immer mehr auf, werden sich die Fantasien zu einer höheren Ausdrucksform ekstatischer Glückseligkeit und aus dem Inneren hervorquellender göttlicher Liebe verwandeln. Dann wird sich dieser Prozess selbst erhalten und es wird kaum noch Notwendigkeit bestehen, Fantasien mit äußeren Personen oder Objekten zu spinnen. So ist es mit allen Ishtas (den gewählten Idealen) und auch Gurus. Wir werden von ihnen wegen unserer inneren Wünsche angezogen, wir sind äußerlich hingerissen und nehmen sie danach zurück nach innen und wandeln sie in einen göttlichen Ausdruck innerer ekstatischer Glückseligkeit um. Der letzte Schritt setzt gute Yoga-Übungen voraus. Dann läuft alles wie ein Uhrwerk ab.

Beeinflussen unsere sexuellen Fantasien diejenigen, die wir in unseren Fantasien benutzen? Vielleicht in geringem Ausmaß – doch es ist nichts Destruktives. Es hat einen guten Zweck. Es wäre etwas anderes, wenn wir uns in außerehelichen Affären verheddern würden. Damit würden wir die Stabilität unseres Familienlebens und die Zukunft unserer Kinder riskieren – von den Auswirkungen auf die andere Person ganz zu schweigen. Und es würde auch unser Yoga gefährdet sein. Tägliche Übung wirkt am besten, wenn man eine stabile Routine aufgebaut hat. Wird unser Leben auf den Kopf gestellt, ist es nicht so leicht, unsere Yoga-Übungen beizubehalten.

Für Männer ist der Wunsch, mit anderen Frauen zusammen zu sein, normal und ohne Zweifel hegen auch Frauen verborgene Wünsche und Fantasien. Solchen Gefühlen soweit zu folgen, dass eine Beziehung daraus wird, ist kein wesentlicher Bestandteil unseres Erleuchtungsprozesses. Die Erhaltung und Kultivierung sexueller Energie (Brahmacharya) ist es dagegen und das kann durch Maßnahmen, die man alleine oder in Beziehungen ausführt, erreicht werden. Wir können also unsere verborgenen sexuellen Wünsche für einen guten Nutzen einspannen, genauso wie wir unsere äußerlich ausgedrückten sexuellen Wünsche für Gutes heranziehen können. Eines der beiden oder beide können wir für unsere Fortschritte nutzen. Das ist Bhakti – eine Umformung unserer Wünsche in etwas, das dem von uns gewählten spirituellen Ideal dient.

In der Zwischenzeit wird, während wir uns ständig mit ekstatischer Glückseligkeit und zunehmender göttlicher Liebe anfüllen, unser Verhältnis zu den uns Nahestehenden zu lauter liebendem Dienst – in reine Liebe verwandelter Sex.

Die Prinzipien und Übungen des Tantra können auf jeden Lebensstil angewandt werden. Es hängt nur von uns ab, ob wir uns einem Lebensstil zuwenden, der mit unseren Neigungen, Nöten und den Nöten unserer Lieben vereinbar ist. Wenden wir die Prinzipien der Bewahrung und Kultivierung sexueller Energie an, wird das dem sexuellen Aspekt des Yoga-Prozesses dienen. Wie jeder genau die Prinzipien anwendet, hängt von jedem Einzelnen ab. Ich wünsche Dir auf dem von Dir gewählten spirituellen Weg viel Erfolg. Habe Freude daran!

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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