Lektion 363 – Die Befreiung des Einen ist die Befreiung des Ganzen
Frage: Ich praktiziere seit einiger Zeit. Die Dinge haben sich zwar in meinem Leben allmählich zum Positiven entwickelt. Dennoch mache ich mir Sorgen, was die Sache mit der Erleuchtung betrifft. Niemand war bisher in der Lage, mir zu sagen, wann ich erleuchtet sein werde oder wie das dann aussehen wird. Kannst du mir das sagen?
Antwort: Sind die Dinge besser geworden, brauchst du das nur noch bis in die Unendlichkeit extrapolieren. Das ist natürlich eine geladene Antwort, denn nichts kann bis in die Unendlichkeit extrapoliert werden. Doch das Leben wird von Tag zu Tag besser und das ist etwas, woran wir uns heute, morgen und auch den nächsten Tag erfreuen können. Blicken wir darüber weit hinaus und rechnen wir damit, werden wir gegen unsere Erleuchtung arbeiten, denn die Erleuchtung gibt es nicht in der Zukunft. Sie kann nur jetzt im Augenblick existieren, nicht als Idee, sondern als eine Erfahrung. Das „Wann“ ist also jetzt im Augenblick. Doch es gibt da einen Prozess, den wir diese ganzen Lektionen hindurch diskutiert haben. Allerdings ist dieser Prozess nichts, was sich auf Erwartungen stützt. Er stützt sich auf unsere ernsthafte Absicht (Bhakti), auf das tägliche Praktizieren effektiver Übungen und darauf, dass man dann hinausgeht, um das Leben in Fülle zu leben.
Es ist möglich, das zu beschreiben, um „was“ es sich bei der Erleuchtung handelt. Das Leben wird besser. Das ist der wichtigste Teil dessen, was sie ist. Wir bewegen uns von der inneren Stille zur ekstatischen Leitfähigkeit und dann zur Verschmelzung dieser in ein Ausfließen göttlicher Liebe und Einheit. Vergleiche dazu Lektion 35. Da haben wir das vor einigen Jahren zum ersten Mal erörtert. Seither sind wir oftmals zu diesem Thema zurückgekehrt.
Was meinen wir mit „ein Ausfließen göttlicher Liebe und Einheit“? Das bedeutet schlicht und einfach, dass sich unsere Interessensphäre ausweitet, um mehr zu umfassen, als unseren Körper/Geist. Sie wird zu einem Fluss von Barmherzigkeit und sich ausdehnender Einheit. Auf der praktischen Ebene bedeutet das, dass wir etwas für andere tun. Wir betrachten andere immer mehr als einen Ausdruck unseres SELBST. Während wir also das Was der Erleuchtung mit bleibender innerer Stille, ekstatische Leitfähigkeit, etc. beschreiben können, zeigt sich das im wirklichen täglichen Leben als eine Bereitschaft, jedem anderen zu helfen.
Um noch einmal auf die unendliche Extrapolation von sich in der Gegenwart verbessernden Dingen zurückzukommen: Da geht es darum, dass die Dinge für jeden besser werden. Und das ist unendlich, weil die Inkarnation von Bewusstsein in der Materialität unendlich ist. Unsere Erleuchtung ist demnach an die Erleuchtung von allen gebunden. Die Befreiung des Einen ist die Befreiung des Ganzen.
Gleichzeitig wird unsere Erfahrung davon nicht-individuell, weil wir unsere Identifikation mit dem Körper/Geist aufgeben. Auch unsere Identifikation mit jedem anderen geben wir auf. Wir kümmern uns sorgsam und handeln dementsprechend, gleichzeitig lösen wir uns von Anhaftung. Erleuchtung ist also das Wissen, dass wir überhaupt nichts wissen, außer, dass wir das sind, was keinen Namen hat – ewige Stille und ursachenloses Glück. Wir werden zum Fluss der göttlichen Liebe und bemerken, dass sich alles in uns bewegt. So spielt sich die Befreiung in kosmischen Dimensionen ab.
Wir wollen jedoch nicht zu sehr dramatisieren. Antizipation ist nicht der Weg. Die Übungen machen und sich beschäftigen, ist der Weg. Dadurch wird die Vermählung zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten erleichtert und wir sind beim göttlichen Ritt der SELBST-Erkenntnis dabei. Es gilt, was hier bereits vor Jahren geschrieben wurdet: „Die Erleuchtung erhalten bedeutet, sie aufgeben“, (Vgl. Lektion 120).
Der Guru ist in dir.
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