Lektion 74 – F&A – Für dieses und für das nächste Leben

Frage: Ich bin 73 Jahre alt und lebe alleine, deshalb dachte ich, dass ich doch eine ganze Menge Zeit habe, meditieren zu lernen. Aber mir wurde gesagt, dass es ein ganzes Leben dauern kann, bis man den Zustand der Glückseligkeit erreicht, nach dem die Meditierenden streben. Ich habe jedoch nicht mehr viel von meiner Lebenszeit übrig. Kannst du mir irgendwelche Ratschläge geben?

Antwort: Es ist sehr inspirierend, dass du spirituell gesprochen das Beste aus der Zeit, die dir noch übrig bleibt, machen willst. Alle übrigen von uns sollten auch so denken, völlig unabhängig von unserem Alter.

Ja, allgemein meint man, dass das sehr lange dauert. Aber das ist natürlich relativ, weißt du. In der Bhagavad Gita der großen indischen Heiligen Schrift heißt es, dass bereits ein kurzes Eintauchen in die Unendlichkeit ganze Leben zukünftiger weltlicher Anstrengungen unnötig macht. Ob du also 23 oder 73 bist, sobald man damit beginnt, immer wieder kurz in reines Glückseligkeitsbewusstsein einzutauchen, bedeutet das einen großen Fortschritt. Wenn du dich in diesem Sinne mit dem Gedanken der Reinkarnation anfreunden kannst, ist das sehr motivierend. Es ist eine Form von Bhakti, weißt du. Wir alle haben spirituell gesehen viel Arbeit zu leisten, unabhängig davon, wie alt oder jung wir sind. Niemand sollte nur eine Minute zögern, damit zu beginnen.

Eines kann ich dir versichern: Was immer du heute mit deiner spirituellen Praxis erreichst, wird niemals verloren gehen. Später machst du dort weiter, wo du aufgehört hast, und setzt deine Reise zur Erleuchtung fort. Nicht nur habe ich das von jedem Weisen gehört und gelesen, dem ich in den vielen Jahren begegnet bin, ich habe das auch direkt erfahren. Ich wurde geboren und habe gleich damit angefangen, spirituelle Übungen auszuführen. Wie war das möglich? Es musste von irgendwoher kommen. Vielleicht war ich ein 73 Jahre alter Mann, der sich irgendwann in der Vergangenheit einmal spiritueller Übungen verschrieben hatte. Wer weiß? Alles, was ich weiß, ist, dass ich mit diesem Zeug, das in mir gesungen hat, geboren wurde. Die Tatsache, dass du interessiert bist, weist darauf hin, dass du auch nicht das erste Mal mit spirituellen Übungen zu tun hast. Wir waren alle schon einmal hier. Was wir jetzt mit unseren Übungen leisten, bringt uns der Erleuchtung näher. Nichts davon geht verloren.

Schreitest du in den Lektionen weiter voran, wirst du feststellen, dass die Übungen etwas aggressiver werden. Ich empfehle dir, nicht alles in Angriff zu nehmen, was du hier findest, nicht in deinem Alter. Das wäre zu viel Stress und Anstrengung. Aggressiveres Yoga ist etwas für die jüngeren Leute. Aber es gibt immer noch genug für dich zu tun. Zweimal täglich meditieren ist die beste Grundlage. Damit erreichst du schon sehr viel. Es ist, wie oben erwähnt, dein tägliches Eintauchen in die Unendlichkeit. Ein wenig leichte Wirbelsäulenatmung vor der Meditation kann helfen und möglicherweise ein paar tägliche Yoga-Stellungen, wenn du das willst und wenn du dazu in der Lage bist. Fast überall gibt es Yoga-Kurse für Senioren. Diese drei Dinge sind mehr als genug. Wenn du irgendein Unbehagen beim Pranayama (oder etwas anderem) fühlst, schraube etwas zurück oder höre sofort damit auf. Schau, dass du zu einer stetigen, komfortablen Routine findest, ohne dass du dich in deinen Übungen anstrengst. Das Wichtigste ist die angenehme, tägliche Routine ohne Anstrengung bei den Übungen. Machst du das jeden Tag, kannst du davon ausgehen, dass du eine große Investition für die Zukunft tätigst, sowohl für dieses wie für das nächste Leben.

Ich fühle mich geehrt, dass du hier teilnimmst. Ich fühle mich durch jeden hier geehrt. Das ist für mich etwas Heiliges. Vielen Dank.

Ich wünschte, jeder auf dieser Erde könnte hier mitmachen. Nicht wegen mir, sondern wegen all der aufrichtigen Sehnsucht, die man da draußen überall sieht.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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