Lektion 58 – F&A – Schritt für Schritt

Frage: Ich frage mich, welche Auswirkungen es hat, wenn ich die Übungen, die du empfiehlst, mit den Methoden kombiniere, an die ich bisher gewohnt war. Werden sie sich gegenseitig unterstützen oder gegenseitig abschwächen? In Beziehung auf die letzte ergänzende Übung – Sambhavi – kann ich nur sagen: wow! Man kann ganz sicher sagen, dass ich durch diese „klobige“ Phase gehe! Die Fähigkeit den Anusschließmuskel angespannt zu halten, den Bauch zusammenzuziehen, beim Ausatmen einen hissenden Ton zu erzeugen und die Augen zu kreuzen, um sie auf das dritte Auge zu fixieren … alles gleichzeitig … ist wirklich eine ziemliche Aufgabe. Das ist aber noch gar nichts verglichen mit dem Ziel, das alles ganz entspannt auszuführen.

Antwort: Was du auch immer praktizierst, darüber hast nur du ganz alleine zu bestimmen. Folgst du einer etablierten Lehre, besteht diesbezüglich hier kein Wunsch, das irgendwie zu beeinflussen. Betrachte in diesem Fall diese Lektionen als „Gedankenfutter“.

Wenn du versuchst, Dinge selbst zusammenzustückeln, dann geben wir dazu ganz bestimmte Empfehlungen.

Zuallererst: Weniger ist in der spirituellen Praxis mehr. Einfachheit ist der Schlüssel. Versuchst du, die sich überschneidenden Versatzstücke aus verschiedenen Quellen zusammenzustückeln, wird dir das nicht helfen – außer du bist schon fortgeschritten und füllst klar ersichtliche Schwachstellen in deiner gegenwärtigen Praxis aus. Du scheinst noch nicht an diesem Punkt angelangt zu sein, wirst jedoch dahin gelangen, falls du lange genug dran bleibst.

Deshalb schlagen wir vor, dass du das, was du praktizierst, möglichst vereinfachst. Du erkennst ein Üben auf dem richtigen Niveau, wenn du Festigkeit, Kontinuität (und Freude!) bei deinen Übungen verspürst, anstatt dich selbst aus dem Rennen zu werfen, indem du dir zu viel vornimmst. Am besten misst man die Stabilität in den eigenen Übungen, indem man beobachtet, wie man sich danach im täglichen Leben fühlt. Fühlst du dich während des Tages niedergeschlagen, reduziere etwas und stabilisiere deine Praxis auf einem angenehmen Niveau. Stelle immer sicher, dass du am Ende der Meditation ausreichend ruhst.

Erinnere dich daran, dass wir mit natürlichen Fähigkeiten arbeiten, die unserm Nervensystem zu Grunde liegen. Die Wege nach innen sind feingliedrig. Je mehr wir die Übungen verwässern, indem wir unsere Aufmerksamkeit teilen, desto schwerer sind sie zu begehen. Diese natürlichen Fähigkeiten sind:

1. Die Fähigkeit unseres Verstandes still zu werden und unser Nervensystem dem unendlichen Feld reinen Glückseligkeitsbewusstseins aufzuschließen.

2. Die Fähigkeit unseres Atems und unserer Aufmerksamkeit, unseren Wirbelsäulennerv zu kultivieren und dadurch unser gesamtes Nervensystem in die Lage zu versetzen, ein fruchtbarer Boden für reines Glückseligkeitsbewusstsein zu werden.

3. Die Fähigkeit unserer Sexualenergie aufzusteigen und unseren Wirbelsäulennerv bis hin zu einer ekstatischen Leitfähigkeit anzuregen, die sich in unser ganzes Nervensystem und darüber hinaus ausdehnt.

4. Die Fähigkeit unserer Sinne sich zu verfeinern und entlang der vielen Straßen ekstatischer Erfahrungen nach innen zu wandern.

5. Die Fähigkeit reinen Glückseligkeitsbewusstseins sich in und über uns hinaus auszudehnen und ein einheitliches Bewusstseinsniveau zu erreichen, das das gesamte Sein umfasst. Wir wissen dann, dass wir DAS sind.

Wir wollen all diese Fähigkeiten bis zu ihrer natürlichen Manifestation anregen. So sieht die Straße zur Erleuchtung aus. Aber wir können nicht erfolgreich sein, wenn wir mit allem gleichzeitig beginnen. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Wir müssen jedes Übungsniveau bis zu einer stabilen Gewohnheit entwickeln. So ist es mit der Anwendung allen Wissens. Auf jedem Wissensniveau entwickeln wir eine stabile Gewohnheit. Zuerst lernen wir die erste Stufe. Wir tun das solange, bis es gut eingeschliffen ist. Dann können wir den zweiten Schritt hinzufügen, das stabilisieren und so weiter. Versuchen wir, die Schritte eins bis zehn alle zur selben Zeit zu meistern, haben wir eine sehr geringe Erfolgsaussicht. So ist es mit allem Neuen, das wir angehen, auch in der akademischen Erziehung. Wir besuchen eine Klasse nach der anderen und arbeiten uns schrittweise von den Anfangsgründen bis zum Ende durch.

Der Unterschied hier ist, dass das alles relativ schnell dargestellt wird, viel schneller als das irgendjemand in der Praxis übernehmen könnte. Weitere Gesichtspunkte zur Umsetzung der Lektionen in die Praxis kommen in Lektion 38, „Was ist der Zeitplan oder wie schnell soll ich vorgehen?“, zur Sprache. Das solltest du dir auch noch einmal anschauen.

Willst du diese Lektionen der Fortgeschrittenen Yoga Übungen als deine Hauptpraxisanleitungen nutzen, empfehlen wir diese auf diesem Stadium nicht mehr mit anderen Methoden zu verunreinigen. Beginne langsam mit der Meditation. Bringe das zuerst auf die Reihe. Dann nach ein paar Wochen oder Monaten kannst du die einfache Wirbelsäulenatmung hinzufügen. Mache dich damit gut vertraut. Später dann kannst du die Übungen der folgenden Lektionen mit hinzunehmen. Übernimm jeweils nur eine Übung zu einer Zeit, nicht alle gleichzeitig. Darauf wird in diesen Lektionen immer wieder hingewiesen.

Früher lag die Herausforderung darin, das Wissen irgendwo ausfindig zu machen. Heute besteht die Herausforderung darin, das Wissen in systematischer Weise anzuwenden. Das liegt in deiner Verantwortung.

Der Guru ist in dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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