Lektion T39 – Prinzipien des Tantra und Homosexualität

Frage: Hallo, könntest Du bitte erklären, was Du unter „destruktivem“ Verhalten verstehst, das Du bei Deiner Antwort auf die Frage zur Pornographie und Masturbation erwähnt hast. Ist es die Pornographie selbst, auf die Du Dich beziehst? Oder die obsessive Beziehung dazu? Und was verstehst Du unter Pornographie? Außerdem beziehst Du Dich doch wohl nicht auf die Masturbation als destruktiv, oder? Meinst du damit vielleicht die Ejakulation? Exzessive Ejakulation?

Da ich jemand bin, der mit Negativität und Furcht gekämpft hat, die die sexuelle Energie und Ausdrucksweise umgibt, machen diese Bemerkungen einen tiefen Eindruck auf mich. Ich würde es sehr schätzen, könnte ich Deine Ansicht zu diesen Themen noch vollständiger erfahren.

Außerdem bin ich auf keine besondere Erwähnung von Homosexualität in diesen Schriften gestoßen. Was denkst Du über Homosexualität in Bezug auf diese Übungen?

Danke für Deine Hilfe und Zeit.

Antwort: Vom Standpunkt des Yoga ist ein destruktives Verhalten eines, welches unser Nervensystem schwächt, das ihm physische und karmische Blockierungen zufügt. Dies ist dem Ziel des Yoga entgegengerichtet, das darauf hinarbeitet unser Nervensystem zu stärken und zu reinigen, so dass innere Stille, göttliche Ekstase und ausströmende Liebe schrittweise mehr ein Teil unseres täglichen Lebens werden können.

Bei FYÜ gibt es nicht viel moralische Beurteilung des Verhaltens – außer, dass jeder ermuntert wird, die Gesetze des jeweiligen Landes zu achten und niemanden zu verletzen. Die Haupteinflussnahme auf das Verhalten in FYÜ sind die Übungen selbst. Mit täglicher tiefer Meditation, Wirbelsäulenatmung und anderen fortgeschrittenen Yoga-Übungen (tantrische Methoden eingeschlossen) wird das Verhalten aufgrund des Miteinander-in-Verbindung-Stehens von Yoga in unserem Nervensystem automatisch langsam auf die lichte Seite hinüberwechseln. Ist der Wunsch da (das göttliche Rühren in uns) dann kann man mit täglichen Übungen anfangen und sie aufrechterhalten. Sogar nur wenig Meditation kann einen Berg von Blockierungen in uns bewegen. Wir wollen die Berge beseitigen und sie nicht größer machen. Das ist logisch, oder?

Ist wegen eines hartnäckigen obsessiven Verhaltens oder Abhängigkeit zusätzliche Hilfe nötig, dann empfehlen wir die Anwendung eines Zwölf-Schritte-Programms. Siehe dazu die vorhergende Lektion T38 und die Links zum „Zwölf-Schritte-Programm“.

Pornographie selbst spielt sich nur in der Vorstellung ab. Sie ist für die sexuelle Stimulation entworfen und für nichts anderes. Dasselbe mag ein provokativ angezogenes Mitglied des anderen Geschlechts, das die Straße entlang schlendert, bewirken. Die Wirkung derartiger Dinge hängt ganz klar davon ab, wie wir darauf reagieren. Wir können versuchen, unsere äußere Umgebung so zu kontrollieren, dass wir weniger der Versuchung unterliegen und damit mögen wir auch zeitweise Erfolg haben. Doch am Ende muss die Transformation eine inwendige sein. Sobald wir einmal begonnen haben, uns im Inneren zu verändern, werden wir viel weniger Sklave äußerer erotischer Stimulationen sein. Tatsächlich können derartige Stimulationen mit tantrischen Techniken auch zu einem höheren Zweck eingesetzt werden, wie dies bereits in vorhergehenden Lektionen erörtert wurde.

Man handelt nur weise, wenn man sich die tägliche tiefe Meditation und andere sitzende Übungen als Vorraussetzung für den Gebrauch tantrischer Methoden zur Gewohnheit macht. Dann kann sogar aus unserer Besessenheit Yoga werden, wenn sie von äußeren Objekten auf die ekstatische Glückseligkeit des Göttlichen in uns übertragen wird. Der einzige Unterschied zwischen einem Sexsüchtigen und einem fortgeschrittenen Yogi oder einer Yogini ist das Objekt, von dem sie besessen sind! Deshalb wurde in diesen Lektionen so viel Gewicht auf das Verlangen, d.h. Bhakti, gelegt. Dass wir immer einem hohen Ideal mit unserem Verlangen den Vorzug geben, ist der Schlüssel. In den Zwölf Schritten wird darauf mit der Formel „Wir fassen den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes, wie wir ihn verstehen, anzuvertrauen“ Bezug genommen. Mache daraus eine Gewohnheit und sei gewillt, danach zu handeln. Dann werden positive Veränderungen wie durch Magie auftreten.

Dasselbe, was für die Pornographie gilt, gilt auch für die Masturbation. Sie kann sowohl unser Freund wie unser Feind sein. Das hängt nur von der Richtung unseres Verlangens und wie wir mit der Energie umgehen ab. Dies gilt vor allem für Männer und wurde detailliert bereits in den frühen Tantra-Lektionen behandelt.

Im Yoga ist die Ejakulation in der Regel ein Feind. Doch sind wir in den Lektionen diesbezüglich nicht fanatisch. Gelegentliche Ejakulation ist kein ernstes Hindernis im Yoga – häufiges Ejakulieren jedoch schon. Dies ist kein moralisches Urteil. Es ist nur eine Tatsache des Prana/Energie-Managements. Die Neuro-Biologie höherer Bewusstseinsstadien kann ihre vollkommenen Potentiale nicht ohne die Verfügbarkeit von sexueller Vitalität im Körper erreichen. Leiten wir diese ständig bis zum Exzess ab, wird das, was wir mit Yoga erreichen können, seine Grenzen haben.

Ruft uns unser Verlangen/Bhakti zu höheren Zwecken, wird klar, welche Richtung wir für unseren Fortschritt sanft favorisieren sollten. Beachte, dass ich sagte „sanft unterstützen“ – nicht verdammen, fürchten, sich selbst hassen, keine Kasteiung, etc. Wir lernen nur einige gute Methoden und favorisieren sie systematisch. So erreicht man Erleuchtung, auf welcher Ebene wir auch immer arbeiten – durch die sanfte Favorisierung unseres Ideals in jedem Augenblick erkennen wir, wenn wir ein wenig abgeirrt sind. Entwickeln wir die Gewohnheit der sanften Favorisierung unseres Ideals und der Übungen, kann alles erreicht werden. Dann weitet sich die Gewohnheit der Favorisierung in alle Gebiete unseres Lebens aus. FYÜ ist die Kunst der sanften Überredung angewandt mittels lange bewährter Techniken, welche die menschliche spirituelle Transformation vorantreiben.

Hinsichtlich Homosexualität (obwohl dies nicht mein persönlicher Lebensstil war) gehen die Prinzipien von Tantra ganz klar über derartige Unterscheidungen hinaus. Z.B. haben Zölibatäre einen klar umrissenen Pfad zur Erleuchtung, wie auch Heterosexuelle. Keiner ist dem anderen unterlegen. Die Prinzipien, denen beide unterliegen, sind dieselben und die Methoden sind ähnlich. Gehst Du durch die Tantra-Lektionen durch, wirst Du feststellen, dass dies der Fall ist. Brahmacharya ist der Schlüssel und das heißt Erhaltung und Kultivierung der sexuellen Energie (siehe dazu Lektion T9). Es gibt keinen Grund, warum Homosexuelle innerhalb des Lebensstils, dem sie folgen, nicht die Straße zur Erleuchtung reisen können. Ich bin mir sicher, dass dies im Laufe der Jahrhunderte viele gemacht haben. Für sie sind die sitzenden Übungen, diejenigen eingeschlossen, welche die Ausdehnung der sexuellen Funktionen im Nervensystem nach oben kultivieren, genau die gleichen. Die Rückhaltemethode (Lektion T4), Blockierung (Lektion T5), die Zählmethode (T23) und andere Aspekte des Tantra-Yoga können alle in homosexuellen Beziehungen angewandt werden.

Die Tantra-Lektionen wollen Prinzipien und Praktiken zur Verfügung stellen, die erfolgreich in allen Lebensstilen angewandt werden können. Die Fortgeschrittenen Yoga Übungen unterstützen nicht nur irgendeinen besonderen Lebensstil. Sie verdammen auch niemanden, der nicht willentlich andere schädigt.

Ich wünsche Dir allen Erfolg auf dem von Dir gewählten spirituellen Pfad. Erfreue Dich daran!

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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