Lektion 261 – Die Kundalini-Welle
Frage: Ich bin neulich auf die Seite der Fortgeschrittenen Yoga Übungen gestoßen und stellte fest, dass die Lektionen absolut überwältigend sind. Ich habe in den letzten 22 Jahren immer wieder einmal meditiert und bis vor Kurzem war ich nie in der Lage, dabei zu bleiben und regelmäßig zu meditieren. Doch zuletzt hatte ich eine Erfahrung, die mich schlichtweg umgehauen hat. Ich brauche dringend deinen Rat dazu, bevor ich weitergehen kann.
Durch Meditation hatte ich bis vor einigen Monaten noch nie irgendwelche bemerkenswerte Erfahrungen gemacht. Ich meditierte wie gewöhnlich, als ich plötzlich fühlte, wie etwas durch meinen Körper rauschte und mein gesamter Körper begann zu schwirren, als sei ich an eine Starkstromleitung angeschlossen. Ich fühlte das im ganzen Körper, aber vor allem in meinem Kopf. Es war, als hätte irgendeine starke Vibration volle Kontrolle über mich erlangt. Ich war jedoch die ganze Zeit völlig bei Bewusstsein, obwohl meine Augen geschlossen waren. Es fühlte sich ein bisschen so an, als sei ich durch Vollnarkose heruntergezogen. Meine Augenlider begannen wie verrückt zu zucken, mein Atem wurde tief und gequält wie ein Blasebalg und mein Herzschlag begann sich zu beschleunigen, er pochte, als sei ich gerade erst 15 Meilen gelaufen. Das Blut schoss durch meine Adern, als sei es randvoll mit berauschenden Getränken. Trotz alle dem, erweckte das in mir keine Furcht und ich fühlte mich völlig lebendig und gestärkt. Für ungefähr eine Woche danach fühlten sich meine Augen schwer an und begannen auch manchmal zu brennen. Kannst du mir bitte erklären, was da an diesem Tag mit mir vorgegangen ist? Es gelang mir nie wieder, diese Erfahrung zu wiederholen, obwohl ich diese Schwingung sehr sehr schwach fühle. Doch sehne ich mich verzweifelt danach, dieses Gefühl noch einmal zu haben. Ich habe seither an viele gebildete Menschen geschrieben, doch hat mir niemand geantwortet. Vielleicht meinten sie, das sei alles zu albern und eine Beleidigung für ihre Fähigkeiten.
Kannst du mir bitte, bitte helfen und mich möglicherweise bei meinen zukünftigen Bestrebungen in der spirituellen Welt leiten? Erwartungsvoll freue ich mich auf eine positive Antwort von dir.
Antwort: Danke, dass du schreibst und teilst.
Was du erfahren hast, ist eine Kundalini-Welle. Das ist ein Schritt auf deiner Reise zur Erleuchtung. Da sich die vermehrte Energie durch die Blockierungen in deinem Nervensystem hindurchbewegt, kommt es zu den sinnlichen Symptomen. Sobald sich die Blockierungen auflösen und der Energiefluss ausgeglichen wird, werden die gegensätzlichen Erfahrungen abnehmen. Dies ist etwas Gutes, da exzessive durch Blockierungen fließende Kundalini-Energie, obwohl sie uns belebt, uns auch erschöpfen und verstören kann, wie du dies bereits festgestellt hast. Mit einer gesunden, langfristig aufrechterhaltenen Yoga-Praxis kann man die Erfahrungen in den Griff bekommen und schrittweise so verfeinern, dass sie himmlisch werden. Auch dies wird noch nicht das Eigentliche sein. Das letztendliche Ziel erreichen wir, wenn sich in unserem alltäglichen Leben und unseren Beziehungen immer mehr unerschütterliche innerer Stille, ekstatische Glückseligkeit und ausströmende göttliche Liebe bemerkbar machen. Dies ist unsere Bestimmung. Dies ist die vollkommene Vereinigung unseres äußeren mit unserem inneren Leben.
Es muss noch angemerkt werden, dass eine derart dramatische Kundalini-Welle, wie du sie erlebt hast, keine Voraussetzung für die vollkommene Erweckung des ekstatischen Aspekts unseres inneren Lebens ist. Das Ganze kann auch ganz still beginnen und sich schrittweise im Laufe der Zeit aufbauen, wenn unser Nervensystem aufgrund unserer täglichen Yoga-Übungen mehr und mehr gereinigt wird. Dies ist tatsächlich für jeden, auch für jene, die bereits eine dramatische Erweckung hinter sich haben, der bevorzugte Verlauf. Bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen haben wir für diese sanfte, wohl regulierte Art des Kundalini-Wachstums einen speziellen Namen. Wir nennen dies das Aufkommen der „ekstatischen Leitfähigkeit“. Es ist dieselbe Energie, sie nimmt aber stetig in einer natürlichen und nachhaltigen Weise zu. Nicht immer haben wir die Wahl, wie sich unsere Kundalini zuerst manifestiert. In seltenen Fällen kann es auch einige Zeit später noch problematisch werden. Das hängt von karmischen Tendenzen in uns ab und diese stammen von den Arten von Übungen her, die wir sowohl erst kürzlich als auch in ferner Vergangenheit (auch frühere Leben) gemacht haben.
Bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen sind wir bestrebt, alles in ausgeglichener Weise beim Laufen zu halten, ohne deswegen das notwendige, aktive Betreiben unserer spirituellen Evolution zu vernachlässigen. Dieser stete, stabilitätsorientierte Ansatz zielt darauf ab, es uns möglich zu machen, unsere spirituelle Transformation in diesem Leben zu Ende zu führen, auch wenn wir weiterhin ein normales Leben in der Gesellschaft führen. Doch auch wenn wir die Reise nicht in diesem Leben beenden, können wir riesige Fortschritte machen, die uns großes Vergnügen bereiten. Gleichzeitig bilden wir die Gewohnheit eines stetigen Wachstums in unserem Nervensystem aus, sodass wir beim nächsten Mal dort leicht wieder einsteigen können, wenn das Thema wieder akut wird. All unsere Anstrengungen auf dem Yoga-Pfad gehen niemals verloren.
Der Weg ist weit und ich bin mir sicher, dass du die Reise gern so schnell, vergnüglich und sicher wie möglich bestreiten würdest. Es ist wichtig, auf Ausgeglichenheit zu achten, damit man immer weiter vorwärtskommt, ohne durch Energieerfahrungen zum Selbstzweck zu sehr vereinnahmt zu werden. Die Übungen der Fortgeschrittenen Yoga-Übungen wurden so entworfen, dass man damit diesen Prozess befördern und mit ihm umgehen kann. Besonders die Wirbelsäulenatmung eignet sich für die Beschleunigung und den Ausgleich dieses Prozesses. Die Wirbelsäulenatmung ist die zweitwichtigste Übung der fortgeschrittenen Yoga Übungen. Sie kommt gleich hinter der tiefen Meditation. Du wirst sehen, dass wir, wann immer es im Laufe der Lektionen darum geht, die inneren Energien in ausgeglichener Weise zu kultivieren, auf sie zurückkommen. Die tiefe Meditation und die Wirbelsäulenatmung sind die entscheidenden Kernübungen der Fortgeschrittenen Yoga Übungen. Die vielen zusätzlichen Übungen, die in den Lektionen behandelt werden, verbessern aber die Ergebnisse, die sich aus der Anwendung dieser beiden ergeben, sehr stark.
Gehst du weiter durch die Lektionen, stößt du auf viele Materialien, die auf deine Erfahrungen anwendbar sind. Falls du Fragen hast, zu denen du keine Antworten findest, kannst du immer schreiben. Bemüh dich aber bitte durch das Studium der Lektionen immer zuerst selbst um eine Lösung. Dabei kannst du auch das thematische Verzeichnis der Website (Index der alten Website mit Verlinkung vieler interessanter Themen in den verschiedenen Lektionen) oder die Suche bemühen. Zu den von dir gemachten Erfahrungen solltest du unter dem Schlagwort oder Suchbegriff „Kundalini“ fündig werden. Gehe aber am besten auch vom Anfang bis zum Ende durch die Lektionen. Im offenen, integrierten Ansatz der Fortgeschrittenen Yoga Übungen bauen spätere Lektionen auf die früheren auf.
Aus bestimmten Gründen vermeiden es die meisten traditionellen Lehrer, Kundalini-Prozesse und Erfahrungen zu erörtern – und kehren vielmehr alles unter den Teppich. Das ist ähnlich, wie wenn wir unsere Kinder nicht aufklären, sobald sie geschlechtsreif werden. Kundalini entspricht auf spiritueller Ebene der Geschlechtsreife. Es ist die gleiche Energie, die mit einem erweiterten Zweck in unserem Nervensystem am Werke ist, eine spirituelle Fortpflanzungsfähigkeit in uns!
Wir hoffen, dass die FYÜ-Lektionen einige gute Einsichten zu dem, was sich da abgespielt hat, vermitteln und auch einige nützliche Übungen für die unmittelbare Anwendung auf deiner Reise auf dem von dir gewählten Pfad. Übe mit Bedacht und viel Vergnügen!
Der Guru ist in dir.
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