Lektion 118 – F&A – Starker Pulsschlag in der Meditation

Frage: Ist es möglich, dass Energie in meinem Solarplexus hängen bleibt? Zum Hintergrund dazu möchte ich sagen, dass ich die Übungen seit ungefähr zwei Monaten treu und brav zweimal am Tag mache. Während der Atemübung wende ich auch Sambhavi und Siddhasana an. Mulabandha nehme ich nicht mit hinzu, weil ich merkte, dass ich nicht in der Lage war, tief einzuatmen, ohne den Verschluss loszulassen, und das hat mich abgelenkt. Ich konzentriere mich jetzt auf Sambhavi, bis es zu einem Automatismus wird und werde es dann noch mal probieren. Ich mache 15 Minuten Pranayama. Während der Meditation bleibe ich in Siddhasana und meditiere 20 Minuten.

Seit kurzem bemerke ich während der Meditation einen sehr starken Pulsschlag in meinem Solarplexus und das lenkt mich vom Mantra ab. Das kann eine ziemlich heftige Serie von Stößen sein. Ich gehe dann locker und leicht zum Mantra zurück, doch fast mit jedem Atemzug werde ich von dem starken Pulsschlag wieder abgelenkt. Dieser Puls ist am stärksten, nachdem ich mit dem Ausatmen begonnen habe. (Er macht sich auch beim Einatmen und manchmal während des Pranayama bemerkbar). Halte ich nach dem Ausatmen an – was ich gemacht habe, um zu sehen, was geschieht – lässt er etwas nach. Es hat den Anschein, als würde er im Laufe der Meditation stärker werden und ich fühle es oft sogar bis oben zu meinen Ohren hin. Niemals geht es tiefer als bis zu meinem Nabel. Ich glaube, es würde mir nichts ausmachen, könnte ich auf das Mantra konzentriert bleiben, doch es lenkt ab. Das Auftreten dieses Pulsschlags kam nicht mit Einführung irgendeiner neuen Praxis. Ich habe die ganze Zeit so ziemlich dasselbe gemacht. Meistens mache ich auch ein bisschen Yoga vor dem Pranayama. Das Yoga hat keinerlei Einfluss auf den Puls. Ich frage mich, ob Du da irgendwelche Vorschläge hast. Mir scheint es, als wäre ich schon am Punkt, wo man auf mich Deine Erörterung zur Glückseligkeit beziehen könnte, wenn dieses Problem nicht wäre. Ich schätze jeden Gedanken, den Du dazu haben könntest, und danke Dir für Deine Zeit und Deine Überlegungen.

Antwort: Manchmal kann dieser Puls in den Übungen tage- oder wochenlang einfach so auftreten. Das kann fast überall im Körper sein. Normalerweise gibt sich das wieder, sobald sich das Nervensystem angepasst hat. Der Solarplexus kann die Blockade sein. Aber die Ursache kann auch irgendwo anders in den Nadis (feinen Nerven) liegen. Ich nehme an, dass der Puls während der täglichen Aktivitäten nicht mehr da ist. Ist er da und es hört nicht auf, dann sei bitte so vorsichtig und suche einen Arzt auf. Ich will hier keine Panik verbreiten. Doch wir wollen uns angesichts möglicher gesundheitlicher Probleme nicht blind stellen.

Vielleicht wiederholst Du einmal die Lektion zu physischen Empfindungen, die sich während der Meditation einstellen können – Lektion 15. Dort findest Du eine spezielle Technik zum Umgang mit störenden physischen Empfindungen während der Meditation, was auch einen störenden Pulsschlag einschließen kann.

Hast Du die Methode aus Lektion 15 angewandt und Du wirst immer noch abgelenkt, könntest Du es mit etwas Verringerung Deiner Pranayama-Übung (auch Siddhasana und Sambhavi, wenn nötig) für eine Woche oder so versuchen, um zu sehen, ob das hilft. Dann komm langsam wieder zu Deiner alten Übungsintensität zurück, wenn die Symptome abklingen. Du weißt, das gehört zur Selbstabstimmung. (Du hast Yoni Mudra Kumbhaka nicht erwähnt – selbstverständlich gehört eine Verringerung dieser Übung auch dazu, sollten die Symptome überhand nehmen.)

Auch könntest Du als Teil Deiner Asanas vor Pranayama und Meditation etwas Uddiyana einbauen (und Nauli erlernen). Diese können dabei helfen, den Solarplexus frei zu räumen. Nauli (ein spezielles Durchrühren der Bauchmuskeln) werden wir in ein oder zwei Wochen in den Lektionen durchnehmen, dann auch noch eine andere physische Technik weiter oben im Körper, die die Energie durch den Solarplexus und die Brust hochbringt. Wir werden daran also noch von einigen anderen Ecken aus arbeiten.

Mulabandha braucht nicht die ganze Zeit während des Pranayama geschlossen zu sein. Es wird – abhängig von der Freilegung unserer inneren spirituellen Biologie – ganz natürlich durch ihr eigenes Muster von Pulsierungen gehen. Ja, es lenkt etwas ab, wenn Mulabandha zum Leben erwacht. Doch verwandelt sich die Ablenkung im Laufe der Zeit in ekstatische Glückseligkeit, wenn die inneren Prozesse in uns freikommen. Dies ist Teil des Prozesses.

Der erste Punkt der Tagesordnung ist die Schaffung einer angenehmen Routine, und dazu gehört möglicherweise eine zeitweise Verringerung von Übungen, wie oben erwähnt, bis Du über dieses Schlagloch in der Straße hinweg bist. Das liegt jedoch in Deiner Verantwortung.

Wirkliche Yogis und Yoginis sind hungrig und wollen auf der ersten Welle ihrer Reise bleiben und ich bewundere Dich dafür. Dein Bhakti ist gewaltig. Doch wir wollen vermeiden, dass dies zu einer blutenden Wunde wird. Es sollte Spaß machen. Mit der Zeit wird das zu viel mehr als Spaß. Es wird zu unendlicher Freude.

Der Guru ist in Dir.

Über den Autor

Yogani ist ein anonymer US Amerikaner, der 2003 begann, im Internet sein spirituelles Wissen in Form von Lektionen zu veröffentlichen und damit auf einen großen Kreis Interessierter weltweit traf. Im Laufe der Jahre entstand Daraus eine umfassende Bibliothek zu allen Aspekten des Yoga. Inzwischen gibt es viele Übersetzungen in andere Sprachen. Die Lektionen sind immer noch kostenlos abrufbar. Heute gibt es auch Bücher, Hörbücher, Ebooks und im Englischen eine PLus-Mitgliedschaft sowie ein gut besuchtes Forum.

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